Bundesbank sieht historischen Konjunktureinbruch

Im zweiten Quartal 2020 gab es den stärksten Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts seit Beginn der Aufzeichnungen. Genauere Zahlen wird das Statistische Bundesamt am Donnerstag veröffentlichen.
Gestapelte Container mit Covid-19-Schriftzug (Symbolbild) | Foto: picture alliance/Bildagentur-online
Gestapelte Container mit Covid-19-Schriftzug (Symbolbild) | Foto: picture alliance/Bildagentur-online
DPA

Die Corona-Pandemie hat die deutsche Wirtschaft tief in die Rezession gestürzt. Nach Einschätzung der Bundesbank vom Montag zeichnet sich für das zweite Quartal 2020 "der stärkste Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts seit Beginn der vom Statistischen Bundesamt für den Zeitraum ab dem Jahr 1970 veröffentlichten vierteljährlichen Zeitreihe ab".

Erste vorläufige Daten zur Wirtschaftsentwicklung im Zeitraum April bis Juni wird das Bundesamt am Donnerstag (30. Juli) veröffentlichen. Volkswirte halten auch ein zweistelliges Minus für möglich. In den ersten drei Monaten 2020 war das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Berechnungen der Wiesbadener Behörde zum Vorquartal um 2,2 Prozent geschrumpft. Den bisher stärksten Rückgang zu einem Vorjahresquartal gab es mit minus 7,9 Prozent im zweiten Quartal 2009 - im Sog der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise.

Die Deutsche Bundesbank macht in ihrem am Montag (27. Juli) veröffentlichten Monatsbericht Juli zugleich Mut: "Der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Aktivität dürfte aber bereits im April erreicht worden sein." Weil die wegen des Virus verhängten Einschränkungen für Wirtschaft und Gesellschaft seit Mai zunehmend gelockert werden, nimmt die Konjunktur allmählich wieder Fahrt auf.



"Im zweiten Halbjahr dürfte sich die wirtschaftliche Erholung fortsetzen", schreiben die Ökonomen der Notenbank. "Dazu wird auch das zuletzt beschlossene Konjunkturpaket beitragen."

Die Bundesregierung hat für die Jahre 2020 und 2021 ein insgesamt 130 Mrd. Euro schweres Konjunkturpaket aufgelegt. Unter anderem wurde die Mehrwertsteuer vom 1. Juli an für ein halbes Jahr gesenkt: von 19 auf 16 Prozent bzw. 7 auf 5 Prozent. Das soll den Konsum als wichtige Stütze der Konjunktur ankurbeln.

Wirtschaftsweiser bleibt skeptisch

Der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, bleibt mit Blick auf die Konjunktur allerdings vorsichtig. "Die wirtschaftliche Erholung in Deutschland ist beträchtlich", sagte Feld angesichts guter Frühindikatoren dem Handelsblatt. Er warnte vor zu viel Euphorie: Nach dem extrem tiefen Absturz der Wirtschaftsleistung im April und Mai sei der Weg aus der Rezession lang. "Wie die Erholung weitergehen wird, hängt maßgeblich vom Infektionsgeschehen ab", betonte Feld.

Vor allem die Entwicklung in den USA sei besorgniserregend. "Sie könnte auf die Exportwirtschaft durchschlagen", erklärte Feld und sagte: "Ich rate deshalb weiter zur Vorsicht bei Konjunkturprognosen." Das Ifo-Geschäftsklima stieg gegenüber dem Vormonat um 4,2 Punkte auf 90,5 Zähler, wie das Ifo-Institut am Montag in München mitteilte. Analysten hatten lediglich mit einem Anstieg auf 89,3 Punkte gerechnet.

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