"Unser Geschäftsmodell ist unabhängig vom Payment-for-Orderflow-Modell aufgebaut", sagt Ben Bilski

Nach Berichten zu einem möglichen Verbot des PFOF-Modells durch die EU-Kommission hat FinanzBusiness den Naga-CEO Benjamin Bilski befragt, inwiefern sein Geschäft davon betroffen wäre und was er als sinnvolle Alternative zu dem Verbot erachtet.
Ben Bilski, CEO von Naga. | Foto: NAGA
Ben Bilski, CEO von Naga. | Foto: NAGA

Laut eines Medienberichts erwägt die EU-Kommission ein Verbot des Payment-for-Orderflow-Modells (PFOF), mit dem vor allem Neobroker Umsätze erzielen können. Dabei erhalten Neobroker von den mit ihnen verbundenen Marktplätzen eine Art Kickback, wenn sie Kunden weiterreichen. Dank des Mechanismus können sie so Leistungen für diese zum Nulltarif anbieten.

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FinanzBusiness hat beim CEO des Hamburger Neobrokers Naga nachgefragt, inwiefern sein Geschäft von einem solchen Verbot betroffen wäre.

Herr Bilski, erzielen Sie aktuell Umsätze durch Payment for Orderflow (PFOF)?

"Nein. Wir als regulierter Market-Maker erzielen keine Umsätze aus PFOF und planen auch zukünftig nicht über dieses Modell Erträge zu generieren. Wir wurden diesbezüglich auch heute von den Behörden befragt. Es wird also aktiv vorgegangen, was wir positiv begrüßen. Wir folgen der “Best-Execution-Policy” seitens MIFID."

Für wie wirksam erachten Sie ein solches Verbot für die Markteffizienz in Europa?

"Meiner Meinung nach würde ein Verbot das Marktumfeld fairer gestalten und eine höhere Transparenz für den Endkunden schaffen. Gerade viele junge Anleger lassen sich vom vorgeblich 'kostenlosen' Aktienhandel locken, indirekt versteckte Kosten durch hohe Spreads bleiben außer acht. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass der Wettbewerb so weiter angekurbelt wird."

Welche Rolle spielt das PFOF-Modell derzeit in Europa nach Ihrer Beobachtung?

"Viele Neobroker erzielen Großteile ihre Erträge durch dieses Modell. Insofern wird es spannend zu beobachten, wie diese Unternehmen mit einem Verbot, sollte es kommen, umgehen. Naga als Market Maker hingegen könnte davon sogar profitieren, da unser Geschäftsmodell unabhängig des PFOF-Modells aufgebaut ist und auch im Falle eines Verbots normal fortgeführt werden kann."

Gibt es Alternativen, die Sie als sinnvoller als das Verbot erachten?

"Denkbar wäre, wenn der Kunde transparent bei Orderausführung die Liste der verfügbaren Execution-Venues und die damit die verbundenen Kosten sehen könnte. Ich habe auch von einem kreativen Modell in den USA gehört, welches es Kunden erlaubt zu bestimmen, wieviel Gebühr 'fair' sei für den Trade - ganz nach dem 'Trinkgeld'-Prinzip."

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