"Die Gewinne werden sich eher bei den Plattformbetreibern ansammeln", sagt Kurosch Habibi

Der Co-CEO der M&A-Plattform Carl betonte auf einer Paneldiskussion, unter anderem mit Christoph Berentzen von der Commerzbank, wie wichtig Positionierung und Technologie ist, um künftig bei digitalen Ökosystemen Wert abgreifen zu können.
Kurosch Habibi, Co-CEO der M&A-Plattform Carl. | Foto: Carl
Kurosch Habibi, Co-CEO der M&A-Plattform Carl. | Foto: Carl

Für Plattformökonomie im Bankenbereich ist eine zentrale Frage entscheidend, sagt Christoph Berentzen, Cluster Lead API Banking bei der Commerzbank, auf einem Panel im Rahmen des Handelsblatt-Bankengipfels: Was möchte der Kunde?

"Ich glaube, gerade im Banking-Bereich ist es eine schwierige Frage, weil Banking oft nur Mittel zum Zweck ist. Kunden wollen etwas kaufen oder nutzen, oder gerne in einem Haus wohnen. Damit beschäftigen wir uns mehr und mehr - was braucht der Kunde wirklich", sagt Berentzen.

Banken hätten sich beim Thema Plattformen so lange gegenüber Partnern verschlossen, da sie auch um die Sicherheit besorgt waren. "Bei einer Bank erwarten alle, dass Daten sicher sind, jetzt erwarten alle zusätzlich die Convenience für die Kunden. Wir als Banken müssen darauf achten, dass wir Compliance und Regularien einhalten, also dass wir explizit Zustimmung der Kunden einholen und das eng monitoren können", sagt der Commerzbanker.

Christoph Berentzen, Cluster Lead API Banking bei der Commerzbank. | Foto: Commerzbank
Christoph Berentzen, Cluster Lead API Banking bei der Commerzbank. | Foto: Commerzbank
Berentzen mahnt aber auch dazu, zwischen den zwei Begriffen 'Plattform' und 'Ökosystem' zu unterscheiden - nur weil man eine Plattform betreibe, schaffe man nicht automatisch ein Ökosystem. "Man kann Ökosysteme nicht planen wie ein fünfjähriges IT-Projekt", ist er überzeugt.

Gewinne eher bei den Plattformbetreibern

Mit-Panellist Kurosch Habibi, Co-CEO der Berliner M&A-Plattform Carl, sieht die Gewinne aus der Plattform-Wertschöpfung nicht gleichmäßig bei den Partnern verteilt: "Es wird keine gleichmäßige Verteilung geben, so dass zum Beispiel 200 Banken dieselbe Marge haben. Die Differenzierung muss über die Technologie erfolgen. Bei anderen Branchen sammeln sich Gewinne bei den Plattformbetreibern an. Das wird auch im Finanzbereich so sein. Ich sehe etwa amerikanische Betreiber, die aggressiv zukaufen, aber auch Fintechs wie Stripe, die eine kritische Größe erreicht haben und schon frühphasig und breit investieren", sagt Habibi.

In Kernbeziehungen haben Fintechs den Banken teils die Kunden abgegriffen. Wo der Wert landet, ist die entscheidende Frage: Diesen abzugreifen gehe nur, indem man sich strategisch positioniert, sagt Habibi. "Man darf sich nicht in die Tasche lügen, dass nur weil man Teil des Ökosystems ist, sich das direkt im Börsenwert oder der GuV niederschlägt", ist er überzeugt.

Das illustriert er an seinem Unternehmen: "Wir sind bereit, aus unserer Marge einen Teil für die Herstellung der Kundenbeziehung freizumachen, denn daraus kann viel Geschäft entstehen. Diese Neukunden erreichen wir partiell online, aber eben nicht alle. Bei bestehenden Banken gibt es Hunderttausende, die für uns relevant sind, bei denen wir durch Kooperation an Marketing und Akquisekosten sparen. Wir machen aber auch den Kuchen größer. Durch uns kann die Bank sich breiter beim Kunden positionieren. Das ist "on-top" auch etwas wert", betont er.

"Unsere Qualität des Prozesses entspricht dem von kleinen Investmentbanken", sagt Kurosch Habibi 

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