De Sanctis kritisiert "kulturelles Problem" bei der Postbank

Gerade im Operations-Bereich habe die Postbank zu wenig vom Kunden her gedacht, moniert der Privatkundenvorstand der Deutschen Bank in einem Interview.
Claudio de Sanctis, Privatkundenvorstand der Deutschen Bank und damit auch zuständig für die Probleme bei der Postbank. | Foto: Deutsche Bank
Claudio de Sanctis, Privatkundenvorstand der Deutschen Bank und damit auch zuständig für die Probleme bei der Postbank. | Foto: Deutsche Bank

Der Privatkundenvorstand der Deutschen Bank Claudio de Sanctis hat sich in einem Interview mit dem ”Handelsblatt” zu den Schwierigkeiten bei der Integration der Postbank geäußert. Er sagte, es sei ihm zwar rasch klar geworden, ”dass da etwas brodelt”, jedoch nicht, wie groß das Ausmaß und die Anzahl der betroffenen Kunden sei. Er monierte auch eine ”schwache Führungskultur” bei dem Institut.

De Sanctis betonte, dass die Deutsche Bank alle kundenkritischen Abläufe bei der Postbank, die auch Gegenstand der Anordnungen der BaFin waren, im Griff habe. Um die Schwierigkeiten zu bewältigen, seien die betroffenen Teams personell verstärkt und Prozesse überprüft worden. Es werde daran gearbeitet, sie zu automatisieren und zu digitalisieren. Laut De Sanctis sind die Servicezentren seit Ende des vergangenen Jahres wieder gut erreichbar, mit kürzeren Wartezeiten als vor der Datenmigration.

Postbank-Probleme belasten Deutsche-Bank-Hauptversammlung

Der Privatkundenvorstand moniert in dem Interview auch ein ”kulturelles Problem” im Operations-Bereich , ”vor allem eine schwache Führungskultur”. Mittlerweile gebe es eine neue Leitung für den Gesamtbereich, und ein Teil des Führungsteams sei ausgetauscht, ”damit das neue Team die richtigen Signale an die Kolleginnen und Kollegen sendet”. Es gehe vor allem darum, die richtige Kultur vorzuleben und einzufordern, so de Sanctis. Im Retailbanking könne man leicht den einzelnen Kunden aus dem Blick verlieren. ”Man darf sich aber nicht damit zufriedengeben, dass nur die überwiegende Mehrheit oder der Durchschnitt der rund 19 Millionen Kunden zufrieden ist.”

IT-Probleme bei der Postbank rufen Verbraucherschützer auf den Plan

Insgesamt werde die Privatkundensparte der Deutschen Bank, zu der auch die Postbank zählt, eine ”mittlere dreistellige Millionensumme” insbesondere in die Digitalisierung des Geschäftsmodells investieren. Die Anlage-App Vestivity, die ursprünglich in diesem Jahr an den Start gehen sollte, wird es wohl nicht geben, machte der Vorstand deutlich. Die App für Kunden mit Anlagebedarf sei eine ”wirklich gute Idee”, aber nur für einen Bruchteil der Kundschaft relevant, so de Sanctis. ”Tolle Produkte für nur wenige Kunden wollen wir uns derzeit nicht leisten.”

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