Thomas Heilmann: Zwang zum Girokonto wird kommen

Auch wenn bargeldloses Bezahlen immer beliebter wird, stellt sich beim Bargeldsymposium der Deutschen Bundesbank heraus: Deutschland hängt an seinen Münzen. Das betrifft nicht nur Menschen ohne Konto.
Symbolbild. | Foto: Deutsche Bundesbank
Symbolbild. | Foto: Deutsche Bundesbank

Auf die Frage, ob Thomas Heilmann, MdB (CDU) Bargeld dabei habe, antwortete er etwas salopp, 120 Euro, die seien draußen in seiner Tasche - und brachte den Saal zum Lachen.

Dann wurde es jedoch schnell ernst bei der Podiumsdiskussion auf dem Bargeldsymposium der Deutschen Bundesbank in Berlin.

"In der Pandemie haben wir uns weg vom Bargeld hin zur Kartenzahlung bewegt", sagte Ulrich Binnebößel, Referent Zahlungsverkehr vom Handelsverband Deutschland (HDE). Man habe innerhalb eines knappen Jahres einen Schritt gemacht, für den es sonst drei bis vier Jahre brauche. "Die Nachfrage nach Kartenterminals im Einzelhandel nahm in dieser Zeit deutlich zu." Man nähere sich einer Vollausstattung, sodass Kartenzahlung bei fast allen Händlern möglich sein sollte.

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Gleichzeitig würden Menschen in Krisenzeiten eher dem Bargeld vertrauen, warf Matthias Callen, Ständiger Vertreter des Zentralbereichsleiters Bargeld von der Deutsche Bundesbank ein. "Es gibt noch viele Bereiche, in denen eine Bargeldzahlung erwünscht ist." Aber er räumte ein, dass die Bargeldnutzung von 74 Prozent auf 60 Prozent gesunken sei.

Dazu kommen neue Zahlsysteme. "Ich sehe den Vorteil beim Zahlen mit dem Handy, dass ich nicht mal mehr ein Portemonnaie dabei haben muss", sagte Heimann. Er erlebe immer wieder, dass Politik und Wirtschaft das tokenbasierte Zahlsysteme nicht ernst nähmen, dabei würden diese irgendwann eine automatisierte Buchhaltung ermöglichen. "Die FAZ hat mir vor 15 Jahren auch nicht geglaubt, dass ihr Stellenmarkt in 15 Jahren weg ist", fügt er hinzu.

Heilmann stellt aber auch klar: "Niemand will das Bargeld abschaffen." Dabei kristallisiert sich im Laufe der Diskussion jedoch heraus, dass das Kundenverhalten, vermehrt bargeldlos zu bezahlen, die Kosten für die Bargeldlogistik in die Höhe treibt.

Dazu sagt Gregor Roth, Bereichsleiter Transaction Management der DZ Bank: "Der Einzelhandel hat Probleme, Wechselgeld zu beschaffen und die Einnahmen abzugeben." Die Bankfiliale, die früher gegenüber war, gebe es heute oft nicht mehr. Somit müsse man dem Kunden mehr Logistik bieten, diese müsse dann aber auch bezahlt werden. Jeder müsse hier seinen Beitrag leisten, auch in Bezug auf die Kostenverteilung. "Wir heißen nicht umsonst Bank und nicht Caritas."

Dennoch ist das Bargeld als Balance im System wichtig, da sind sich alle Beteiligten einig. "Das wollen wir auch möglichst lange erhalten", sagt Callen. "Wenn der Verbraucher es mal irgendwann nicht mehr möchte, ist das was anderes."

Dazu kommt, dass nicht jeder ein Girokonto besitzt: "13 Millionen Europäer haben kein Konto", sagt Roth. "Da stellt sich die Frage nach der Bargeldabschaffung nicht. Heilmann wirft ein, dass an dem Problem gearbeitet werde: "Der Zwang zum Girokonto wird kommen." Wie und wann genau, lässt er offen.

Zuvor hatte bereits Bundesbankpräsident Jens Weidmann auf dem Symposium die Ansicht vertreten, auch in der absehbaren Zukunft werde Bargeld eine wichtige Rolle spielen.

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