"Es ist hart für mich, aber die Idee hatte meine Frau", sagt Stefan Kleiber

Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Rhein Neckar Nord berichtet FinanzBusiness, warum sein Haus als erste Bank in Deutschland gebrauchte Handys in Zahlung nimmt.
Stefan Kleiber (m.) vor dem Smartphone-Recycling-Automaten, mit seinem Vorstandskollegen Marcel Becker (l.) und Jörg Schäfer von EcoATM. | Foto: Sparkasse Rhein Neckar Nord
Stefan Kleiber (m.) vor dem Smartphone-Recycling-Automaten, mit seinem Vorstandskollegen Marcel Becker (l.) und Jörg Schäfer von EcoATM. | Foto: Sparkasse Rhein Neckar Nord

Der Automat fällt auf im Selbstbedienungsbereich der Filiale Mannheim Paradeplatz der Sparkasse Rhein Neckar Nord. Wäre da nicht das rote S, das Gerät wäre ein Fremdkörper, bei ihm dominiert die Farbe grün.

Auch spuckt er weder Bargeld noch Kontoauszüge aus - im Gegenteil: er schluckt: gebrauchte Handys. Auch das kann für die Kunden und auch Nicht-Kunden der Sparkasse ein durchaus lukratives Geschäft sein. Je nach nach Zustand und Alter des Handys lassen sich dreistellige Beträge erzielen.

"Es ist hart für mich, aber die Idee hatte meine Frau", sagt Stefan Kleiber, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein Neckar Nord, FinanzBusiness mit einem breiten Augenzwinkern. In der Tat war es aber Kleibers Gattin, die ihren Mann fragte, warum es die Handy-Recycling-Automaten, die sie in einem Elektronikfachmarkt entdeckt hatte, nicht auch in der Sparkasse gibt, schildert Kleber im Gespräch.

Eine Frage, die den Aufstellern der Automaten, die die in Handys enthaltenen Wertstoffe recyclen, bislang auch nicht gekommen war. "Wir hatten viel Aufbau- und Überzeugungsarbeit zu leisten. Schließlich sind wir das erste Geldinstitut in Deutschland überhaupt, das auf die Idee kam, einen Handy-Recycling-Automaten aufzustellen", sagt Kleiber FinanzBusiness.

Aber er hatte auch gute Argumente: Die Sparkasse Rhein Neckar Nord zählt 250.000 Kunden. Die Filiale am Paradeplatz liegt mitten im Zentrum Mannheims, im Quadrat D1, in das die Innenstadt der baden-württembergischen Großstadt eingeteilt ist.

250 Geräte eingetauscht

Die Rechnung ging auf. In einer rund zehnwöchigen Testphase machten 5000 Kunden mit dem in einer Sparkasse bislang einmaligen Gerät Bekanntschaft. 1230 prüften den Wert eines Smartphones, 250 von ihnen gaben es zum Recycling und machten Kasse. In Zusammenarbeit mit der Firma EcoATM, zu deutsch: Ökogeldautomat hat die Sparkasse Rhein Neckar Nord zwei Automaten aufgestellt, auch im Weinheimer Atrium. Deutlich stärker wird aber der in Mannheim frequentiert.

EcoATM wurde 2009 in den USA gegründet und betreibt derzeit nach eigenen Angaben über 4.000 Kioske den USA, Großbritannien und Deutschland. Die deutsche Tochtergesellschaft hat ihren Sitz in Köln.

Herstellerunabhängige Rücknahme

Ein knapp vier Jahre altes iPhone X mit vor einem Jahr ausgetauschtem Akku bringt es an dem Automaten auf 164 Euro. Ein nicht mehr funktionsfähiges iPhone 6 mit gesprungener Displayscheibe immerhin noch auf fünf Euro, so die Erfahrungswerte der Sparkasse. Akzeptiert werden Handys und Smartphones aller Hersteller.

Für die Sparkasse Rhein Neckar Nord ist das Handyrecycling aber kein neues Beyond-Banking-Geschäftsmodell. "Es geht um Nachhaltigkeit. Gerade als Sparkasse haben wir da eine besondere Verantwortung", sagt Kleiber.

30 Milligramm Gold und 305 Milligramm Silber

Denn in alten Handys und Smartphones, die millionenfach ungenutzt in den Schubladen liegen, steckt viel Gutes. Laut dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen sind in einem herkömmlichen Handy etwa 250 Milligramm Silber, 24 Milligramm Gold und 9 Milligramm Palladium verbaut. Für Smartphones geht man von höheren Werten aus. Schätzungen zufolge enthält ein Gerät mit einem Gewicht von 110 Gramm etwa 305 Milligramm Silber, 30 Milligramm Gold und 11 Milligramm Palladium.

Mit Kobalt, Gallium, Indium, Niob, Wolfram, Metallen der Platingruppe und leichten Seltenen Erden enthält ein Gerät allein sieben Stoffe, die im Jahr 2014 von der EU-Kommission als seltene Metalle eingestuft wurden und weltweit immer knapper werden, heißt es auf der Webseite des Informationszentrums Mobilfunk.

Und was kommt als nächstes? "Ich hoffe, dass meine Frau weitere gute Ideen hat", sagt Kleiber und lacht. "Aber Spaß beiseite, bei gebrauchten Autobatterien, da müssen wir uns etwas einfallen lassen", so Kleiber zu FinanzBusiness. Der Sparkassen-Chef gesteht ein, dass Autobatterien keine Handys sind, die sich einfach in die Tasche stecken lassen - aber: "Bei der Nachhaltigkeit stehen wir als Gesellschaft in der Pflicht."

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