ZEW-Studie bescheinigt Zinsplattformen Mängel bei der Risikoaufklärung

Nach der Greensill-Pleite werden Stimmen laut, auch die Zinsplattformen stärker in die Pflicht zu nehmen, zeigt eine ZEW-Studie. Bei der Reform der Einlagensicherung wird ein Selbstanteil für Kunden in der Branche zum Gesprächsthema.
Wie groß ist das Anlagerisiko? (Symbolbild) | Foto: picture alliance / Zoonar | wolfilser
Wie groß ist das Anlagerisiko? (Symbolbild) | Foto: picture alliance / Zoonar | wolfilser

Die Greensill-Pleite hat die Zinsplattformen in die Kritik und die Einlagensicherung der Banken an ihre Grenzen gebracht – Anleger erhielten rund 3 Mrd. Euro. Bundesweit wird seitdem nun darüber diskutiert, wie es für die Sicherungssysteme weitergehen kann, vor allem: wie sich solche Verluste künftig verhindern lassen.

Eine neue Studie des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim zeigt, in welche Richtung die Debatte derzeit geht. Knapp 200 Mitarbeiter von Finanzinstituten beteiligten sich im an der Umfrage. Ergebnisse:

  • Zinsplattformen. Ihnen kommt aus Sicht des ZEW eine Schlüsselposition bei der Vermittlung riskanterer Einlagenangebote zu – entsprechend sagten 65 Prozent der Umfrageteilnehmer, sie sollten zu mehr Risikoaufklärung gegenüber ihren Kunden verpflichtet werden. Dass die Plattformen im Entschädigungsfall einen Teil der vermittelten Einlagen ersetzen müssen, lehnten jedoch 44 Prozent ab.
  • Selbstanteil für Kunden. Bei der Reform der Einlagensicherung wünschen sich die Umfrageteilnehmer eine Risikoteilung zwischen Sicherungssystemen und Einlegern. Gut zwei Drittel der Befragten stimmten der Frage zu, ob Kunden im Schadensfall mit in die Verantwortung genommen werden sollten; 33 Prozent denken dabei an einen Selbstanteil von fünf bis 15 Prozent.
  • Bankenaufsicht. Eine schärfere Prüfung und Überwachung der Institute durch die Bundesaufsicht für Finanzdienstleistungen sehen 32 Prozent der Befragten stark positiv und weitere 38 Prozent positiv. Etwas weniger Zustimmung erhalten die Vorschläge einer schärferen Prüfung und Überwachung durch den Prüfungsverband der deutschen Banken (26 Prozent stark positiv, 41 Prozent positiv) und einer stärkeren Risikogewichtung der Beitragsprämien von Banken zum Einlagensicherungsfonds (27 Prozent stark positiv, 36 Prozent positiv).

"Das Beispiel Greensill bestätigt, was wir aus zahlreichen Studien wissen: Die Einlagensicherung kann Anleger dazu bringen, das Risiko ihrer Einlagen zu unterschätzen", sagt Karolin Kirschenmann, stellvertretende Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs "Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement".

Ein solches Verhalten sei nachvollziehbar, doch sollte der Bankensektor jetzt nachsteuern, um das Schadensfallrisiko im Falle einer Bankeninsolvenz zu mindern und die Schadensfallsumme für die Einlagensicherung einzugrenzen, betont sie.

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