Wir behandeln Fußballvereine genauso wie andere Firmenkunden, sagt Rainer Polster

Seit rund einem Jahr bietet die Oldenburgische Landesbank Fußballfinanzierung an. Vorstandsmitglied Polster sieht Ertragspotenziale und schließt deshalb auch die Ausweitung der Geschäftsaktivitäten nicht aus. Allerdings benötigt das Geschäftsfeld besondere Expertise, weshalb ein Spezialteam von der IBB abgeworben wurde.
Rainer Polster, OLB-Vorstandsmitglied | Foto: OLB
Rainer Polster, OLB-Vorstandsmitglied | Foto: OLB

So populär Fußball in der breiten Bevölkerung sind, so verschlossen ist das Business hinter den Kulissen. Spieler-Berater, Millionen-Deals und Sponsoring-Verträge werden nicht auf der großen Bühne verhandelt. Es gibt keine Flyer, keine Werbung, stattdessen geht alles über Mundpropaganda und Reputation.

Deshalb war man sich bei der Oldenburgischen Landesbank (OLB) schnell einig, dass es spezielle Expertise braucht, um den Bereich Fußballfinanzierung auf die Beine zu stellen. Gewonnen werden konnte der ehemalige Geschäftsführer von Alemannia Aachen, Frithjof Kraemer. Eine bekannte Größe in der Branche, der von seinem vorherigen Arbeitgeber, dem Internationalen Bankhaus Bodensee, zudem sein Team mitbrachte.

Rund ein Jahr nach dem offiziellen Start des neuen Geschäftsbereichs, zieht OLB-Vorstandsmitglied Rainer Polster im Interview mit FinanzBusiness eine erste Bilanz.

Herr Polster, der Schritt der OLB, in die Fußballfinanzierung zu gehen, hat medial und in der Bankenbranche viel Beachtung gefunden. Wie war die Genese für die Erweiterung Ihrer Geschäftsaktivitäten?

"Wir sind immer auf der Suche nach interessanten Nischen, die für uns Sinn machen. Auf dem Transfermarkt sagt man, wenn sich eine gute Möglichkeit bietet, muss man zugreifen: Uns bot sich die Chance, ein im Bereich Fußballfinanzierung kompetentes, erfahrenes und vernetztes Team an Bord zu holen. Das haben wir umgesetzt. Denn es ist heutzutage nicht einfach für Banken, ertragreiches Wachstum zu erzielen, aber in der Fußballfinanzierung ist das realistisch und machbar. Dass Banken Fußballfinanzierung betreiben, ist ja kein exotisches Unterfangen. Wir haben die Expertise und die bilanzielle Größe, um das Geschäft gut abbilden zu können."

Fußballfinanzierung ist bei Ihnen im Bereich Firmenkunden angesiedelt und nicht, wie man vielleicht meinen könnte, bei den Spezialfinanzierungen. Wo liegen hier die Gemeinsamkeiten und wo die Unterschiede zu den klassischen Firmenkunden? Wie gehen Sie vor – auch in der Betreuung der Kunden?

"Sowohl in der Fußballfinanzierung wie in allen Bereichen, in denen es um größere Finanzierungsvolumina geht, kommt es über die notwendige Bilanzgröße und Finanzkraft der Bank hinaus auf Vertrauen und Know-how an. Wir sind kompetent, verlässlich, innovativ und schnell. Das muss man bei der Fußballfinanzierung gerade in den turbulenten Tagen während einer Transferphase vielleicht noch etwas mehr sein als ohnehin schon.

Grundsätzlich sind uns drei Aspekte wichtig: Der Kunde hat Bedarf an unserer Beratungskompetenz und unserem Produkt, wir verstehen das Geschäft, und es wird ein gewisses Volumen erreicht.

Wie Sie sagen, haben wir die Fußballfinanzierung im Geschäftsfeld Firmen- und Unternehmenskunden angedockt. Das bedeutet unter anderem, dass wir Fußballvereine, die mit uns ins Gespräch kommen, genauso behandeln und bewerten wie andere Kunden dieses Geschäftsfelds beispielsweise aus Produktion oder Handel.

Nicht nur die im Zuge der Corona-Pandemie veränderten Finanzierungsbedarfe der Clubs erfordern von uns eine sehr intensive Auseinandersetzung mit der Risikogewichtung und -absicherung. Wie bei jeder Finanztransaktion prüfen wir auch hier sehr genau die Bilanzen, wir prüfen die Liquiditätssituation und wir analysieren die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells, das sich bei Fußballclubs natürlich schnell recht klar abzeichnet."

Sie bieten sowohl den Ankauf von Spielertransfers als auch klassisches Darlehensgeschäft an - wie sind die Volumina bis dato hier verteilt und was ist die jeweilige Zielgröße?

"Die Forfaitierung, also der Ankauf von Forderungen, ist der größere Block und unser Kernprodukt, das klassische Darlehen steht an zweiter Stelle. Wir hatten uns ein Gesamtvolumen von um die 200 Mio. Euro nach den ersten eineinhalb, zwei Jahren vorgenommen und peilen mittelfristig bis zu 500 Mio. Euro an. An dieser Zielgröße halten wir nach wie vor fest, auch wenn der Start des Bereichs Fußballfinanzierung mit einem Geschäftsvolumen von 250 Mio. Euro unsere Erwartungen schon im ersten Jahr erreicht und übertroffen hat."

Wird es bei diesen zwei Säulen bleiben oder planen Sie weitere Erweiterungen des Angebots?

"Zurzeit sind Forfaitierung und Darlehen unsere beiden Produkte. Wir werden für die weitere Entwicklung zu gegebener Zeit bewerten, wie der Bedarf am Markt aussieht und wie das zu unserer mittel- und langfristigen Ausrichtung in diesem Geschäftsfeld passt.

Grundsätzlich ist perspektivisch denkbar, dass wir beispielsweise die Bandbreite der Forderungsankäufe ausdehnen. Das heißt, jetzt sind hierfür vornehmlich Transfervereinbarungen ein Thema, künftig könnte es sich auch zunehmend auf Fernseh- oder Sponsoringverträge ausweiten."

Mit über 250 Mio. Euro innerhalb eines Jahres wurde ein Großteil des anvisierten Gesamtvolumen von 500 Mio. Euro für dieses Geschäftsfeld bereits erreicht, Sie sagten auf der Bilanz-Pressekonferenz, die Erwartungen sind auch Ihrerseits übererfüllt worden. Geben Sie uns etwas Einblick in die Kundenstruktur: Welcher Transfermarkt war besonders aktiv, welcher eher zurückhaltend? In welcher Liga wurde der höchste Umsatz gemacht?

"Der Fokus unserer Tätigkeit liegt auf den Top-Clubs in Europa und insbesondere auf den fünf großen nationalen Wettbewerben: Das sind die Premiere League in England, La Liga in Spanien, die italienische Serie A, die französische Ligue 1 und last but not least unsere hiesige Bundesliga.

Die Transfermärkte zeigten sich angesichts der Corona-Pandemie und der Einschränkungen, die auch vor dem Fußball nicht komplett Halt machen, insgesamt verhältnismäßig aktiv. Zwar mag die Anzahl an Transfers etwas zurückgegangen sein und es gab auch keine Megatransfers der ganz großen Stars, die wiederum weitere Spielerwechsel in Gang setzen, aber alles in allem ist das Finanzierungsvolumen im Fußballgeschäft trotz Corona bisher nicht spürbar zurückgegangen."

Herr Polster, letzte Frage, die muss erlaubt sein: Sind Sie eigentlich selbst Fußball-Fan? Und wenn ja, von welchem Verein?

"Mein Vorteil für die Führung dieser Geschäfte ist vielleicht gerade, dass ich keinen Lieblingsverein habe. Doch ich sehe mir bei Gelegenheit gern spannende Spiele an – unabhängig von Liga oder Club. Die Hauptsache für mich ist dann, dass technisch guter, feiner Fußball gespielt wird."

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