Stadtsparkasse Düsseldorf kündigt jetzt Konten mit hohen Einlagen

Was im November noch die "Ultima Ratio" war, ist jetzt Realität. Das Institut hat bislang acht Konten zwangsaufgelöst. Die Einlagen werden notfalls beim Amtsgericht verwahrt.
Die Zentrale der Stadtsparkasse Düsseldorf. | Foto: Stadtsparkasse Düsseldorf
Die Zentrale der Stadtsparkasse Düsseldorf. | Foto: Stadtsparkasse Düsseldorf

Die Stadtsparkasse Düsseldorf macht ernst: Kunden, die hohe Einlagen auf ihren Giro- oder Tagesgeldkonten lagerten und sich anderen Lösungen verweigerten, wurde die Bankverbindung gekündigt.

"Die Kündigung bleibt die Ultima Ratio. Letztlich hoffen wir, dass wir keine bzw. höchstens eine einstellige Zahl an Kündigungen aussprechen müssen", sagte Institutssprecher Volker Schleede FinanzBusiness.

Die harte Haltung des öffentlich-rechtlichen Instituts in der nordrhein-westfälischen Landeshauptsstadt hatte sich bereits im vergangenen Herbst angekündigt. Damals kontaktierte die Stadtsparkasse 1800 ihrer Kunden, die Einlagen im sechsstelligen Bereich auf ihren Konten haben.

Ziel war es, andere Anlagemöglichkeiten zu wählen oder Verwahrentgelte zu akzeptieren, die die Düsseldorfer Stadtsparkasse ihren Neukunden, deren Kontostand 100.000 Euro übersteigt, bereits seit knapp einem Jahr in Rechnung stellt.

Die Kündigung des Kontos ist für die Stadtsparkasse Düsseldorf die Ultima Ratio

"Wir hoffen, dass wir von Konto-Kündigungen keinen Gebrauch machen müssen. In jedem Fall wird es sich aber um Entscheidungen in jedem Einzelfall handeln", sagte der inzwischen im Ruhestand befindliche Institutssprecher Gerd Meyer FinanzBusiness im November.

Die Hoffnung wurde enttäuscht. Ende Januar kündigte die Stadtsparkasse Düsseldorf 35 Kunden ihre Bankverbindung per Ende März, bestätigte ein Sprecher der Stadtsparkasse Düsseldorf FinanzBusiness auf Nachfrage. "Unsere Kunden haben mit dem Brief erneut die Möglichkeit erhalten, durch Unterzeichnung der Verwahrentgeltvereinbarung die Kündigung abzuwenden", so Schleede zu FinanzBusiness.

Acht Kunden lenkten noch ein

In acht Fällen sei dies auch geschehen. Die Kunden akzeptierten entweder die Verwahrentgelte oder wählten andere Anlageformen, heißt es seitens der Stadtsparkasse Düsseldorf.

Bleiben 27 der insgesamt 250.000 Privatkunden - also 0,0108 Prozent. Sollten sie sich nicht noch melden und auf die Vorschläge der Stadtsparkasse Düsseldorf eingehen, wird ihr Geld beim Amtsgericht verwahrt.

Die Geschäftsberichte der Sparkassen und Banken, die in den vergangenen Wochen und Tagen vermehrt veröffentlichten zeigen fast durchgängig einen Trend. Die Kundeneinlagen steigen und steigen.

Deutsche sparen wegen Corona immer mehr

Nach Angaben der Bundesbank belief sich das Volumen von Bargeld und Bankeinlagen im dritten Quartal 2020 auf rund 2735 Mrd. Euro. Das waren etwa 41 Mrd. Euro mehr als im zweiten Vierteljahr 2020. Ursächlich ist dafür auch die Corona-Pandemie. Da die Konsummöglichkeiten, etwa Urlaubsreisen, durch die staatlichen Restriktionen stark eingeschränkt sind, landet immer mehr Geld auf der hohen Kante.

Sparverhalten der Deutschen klettert im dritten Quartal 2020 auf Rekordhoch

Gelingt es den Instituten nicht, die Kundengelder in Form von Krediten weiterzureichen, müssen sie bei der Europäischen Zentralbank (EZB) selbst Strafzinsen bezahlen, derzeit 0,5 Prozent.

Institute müssen sich mit Kunden einigen

Immer mehr Banken und Sparkassen geben diese Strafzinsen an ihre Kunden weiter. Das Problem ist aber: Die Verwahrentgelte können nur bei Neukunden angewandt werden. In bestehenden Geschäftsbeziehungen bedarf es einer Einigung. Daran droht die Stadtsparkasse Düsseldorf jetzt zu scheitern und greift jetzt zu dem bislang beispiellosen Schritt der Kündigung.

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