Von Kundeneinlagen "geflutete" Sparkasse Darmstadt setzt auf Strafzinsen

Die Kundeneinlagen des Instituts sind 2020 sprunghaft gestiegen, die Erträge nicht - nun kommen die Gebühren auf den Prüfstand. Schritt eins: Seit Januar zahlen auch Privatkunden ein Verwahrentgelt.
Sascha Ahnert (links) und Jürgen Thomas (rechts), Vorstand der Sparkasse Darmstadt | Foto: Sparkasse Darmstadt
Sascha Ahnert (links) und Jürgen Thomas (rechts), Vorstand der Sparkasse Darmstadt | Foto: Sparkasse Darmstadt

Für die Sparkasse Darmstadt ging es im vergangenen Jahr auf und ab – Bilanzsumme und Kundeneinlagen sind deutlich gewachsen, Betriebsergebnis und Jahresüberschuss nicht. "Natürlich hat Corona auch bei der Sparkasse Darmstadt für betriebswirtschaftliche ‚Kratzer’ gesorgt, aber diese sind verkraftbar", sagt Vorstand Jürgen Thomas in einer Mitteilung.

Kosten senken, Effizienz steigern

Sascha Ahnert, Vorstandschef des Instituts, beschreibt die Lage ähnlich, erklärt zugleich die Gegenmaßnahmen: In den kommenden Jahren werde die Sparkasse verstärkt auf Kostenoptimierung und Effizienzsteigerung achten, betont er.

Die wirtschaftliche Entwicklung zeige, so Ahnert, "dass nur mit der Zunahme der Provisionserträge die Erosion des Zinsüberschusses nicht kompensiert werden kann".

An welchen Punkten Sascha Ahnert und Jürgen Thomas mit ihrer Strategie ansetzen belegen sechs Beispiele:

  • Verwahrentgelt. Seit Jahresbeginn zahlen auch Privatkunden für ihre Einlagen ein Verwahrentgelt in Höhe von 0,5 Prozent. Ein Sprecher nennt auf Nachfrage von FinanzBusiness die Unterschiede – bei Bestandskunden liege die Grenze bei 100.000 Euro, für Neukunden gelte ein Limit von 25.000 Euro. Strafzinsen verlangte das Institut von Privatkunden bislang nur im Ausnahmefall sowie, generell, von gewerblichen, institutionellen und öffentlichen Großanlegern. Der Auslöser: 2020 sind die Kundeneinlagen erneut gestiegen, Vorstand Thomas sagt, man sei "nahezu geflutet" worden. Das Volumen erreichte mit 4,4 Mrd. Euro einen neuen Höchstwert (plus 12,9 Prozent).   
  • Kontogebühren. Hier ist zwar noch nichts beschlossen, doch die Prüfung läuft. Sollte es Gebührenanpassungen im Privatgiroverkehr geben, dann frühestens ab Mitte 2021, so der Sprecher zu FinanzBusiness.
  • Kreditgeschäft. Die Zahlen aus dem vergangenen Jahr deuten es bereits an: Die die Sparkasse agiert vorsichtig. Das Kreditvolumen erhöhte sich im Vergleich zu 2019 um lediglich 2,2 Prozent – Jürgen Thomas berichtet, man sei "eher selektiv aufgestellt". Absicherung ist für das Haus aber auch generell ein Thema: Dass der Jahresüberschuss diesmal deutlich niedriger ausfiel als 2019, lag nach Aussage des Sprechers vor allem daran, dass man das Eigenkapital stärken wollte (Überschuss 2020: 5 Mio. Euro; Vorjahr: 16 Mio. Euro).
  • Filialnetz. 2020 umfasste das Filialnetz der Sparkasse Darmstadt 40 Standorte, ein Jahr zuvor waren es noch 42. Um Kosten zu senken, und dennoch in der Fläche präsent zu bleiben, arbeitet das Institut an einzelnen Standorten, wie berichtet, jetzt mit der Volksbank Darmstadt Südhessen zusammen: Sieben Filialen betreiben beide Institute mittlerweile gemeinsam. Ein weiterer Standort in Hähnlein (Landkreis Darmstadt-Dieburg) mit der dortigen Raiffeisenbank ist kurz vor Umsetzung.

Sparkassen-Volksbank-Filiale in Messel geht an den Start 

  • Digitalisierung. Ihre rund 800 Mitarbeiter bildet die Sparkasse seit Jahresbeginn weiter. Ahnert zufolge wurde für sie ein mehrstufiges web-based Training (DIGINOW) mit anschließender Zertifizierung organisiert. Parallel entsteht bis zum zweiten Quartal in der Grafenstraße in Darmstadt ein PopUp-Store (#DIGIStore), in dem sich Mitarbeiter und Kunden ganz analog mit neuen Bezahlsystemen und digitalen Services vertraut machen können.
  • Neue Geschäftsfelder. In diesem Umfeld geht es dem Institut vor allem darum, bestehende Services auszudehnen – immer geht es um Geldfragen. Eine der jüngsten Neuentwicklungen heißt schlicht "GenerationenManagement"; hier konzentriert sich die Sparkasse auf das große Beratungsthema: Vererben. Noch ein zweites Beispiel: Im Dezember gründete das Institut eine treuhänderische Gemeinschaftsstiftung, die es Kunden der Bank möglich machen soll, sich mit einer Stiftung für wohltätige Zwecke zu engagieren, ohne aufwändig eine eigene Stiftung aufbauen zu müssen.

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