Im Dezember hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise kräftig nachgelegt. Nach Einschätzung von Volkswirten wird die Notenbank nun vorerst unverändert Kurs halten, obwohl viele Eurostaaten angesichts der grassierenden Pandemie die Einschränkungen für Wirtschaft und Gesellschaft inzwischen wieder verschärft haben.
Besorgter Eindruck
Der EZB-Rat werde angesichts der Lockdowns bei seiner Sitzung an diesem Donnerstag zwar wahrscheinlich "einen besorgten Eindruck vermitteln, aber keine weitergehenden Maßnahmen beschließen", fasst die Landesbank Helaba die Marktmeinung zusammen. "Die Geldpolitik ist weitgehend ausgereizt, die Lage an den Finanzmärkten insgesamt relativ stabil."
Mitte Dezember hatten Europas Währungshüter ihr besonders flexibles Notkaufprogramm für Staatsanleihen und Wertpapiere von Unternehmen (Pandemic Emergency Purchase Programme/PEPP) um 500 Milliarden Euro auf 1,85 Billionen Euro aufgestockt. Die Mindestlaufzeit des Programms wurde um neun Monate bis Ende März 2022 verlängert. Mit den Käufen drückt die EZB die Zinslast für Staaten wie Unternehmen. Zudem legte die Notenbank weitere besonders günstige Langfristkredite (PELTROs) für Geschäftsbanken auf.
Ende der ultralockeren Geldpolitik nicht in Sicht
Ein Ende des Zinstiefs im Euroraum mit seinen 19 Staaten ist nicht in Sicht. Der Leitzins liegt seit fast fünf Jahren auf dem Rekordtief von null Prozent. Geschäftsbanken müssen derzeit 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken. Freibeträge für bestimmte Summen sollen die Institute bei den Kosten dafür entlasten.
Weiterer Zinsschritt bei stärkerem Euro denkbar
ING-Deutschland-Chefvolkswirt Carsten Brzeski hält mittelfristig gar eine weitere Zinssenkung in den negativen Bereich für denkbar, sagte er FinanzBusiness. Dies hänge von der Stärke des Euro ab. Noch sei der Kurs aber weit von dem Niveau entfernt, der einen Zinsschritt der EZB rechtfertigen würde, so Brzeski.