Wirecard hat Bilanzsonderprüfung laut KPMG behindert

Im Berliner Untersuchungsausschuss belastet ein Forensik-Spezialist der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft den ehemaligen Dax-Konzern schwer.
Alexander Geschonneck ist Forensik-Spezialist bei KPMG. | Foto: (c) dpa
Alexander Geschonneck ist Forensik-Spezialist bei KPMG. | Foto: (c) dpa
DPA und Leonie Weigner

Der Wirtschaftsprüfer, der für die Sonderprüfung zum Bilanzbetrug beim ehemaligen Dax-Unternehmen Wirecard verantwortlich war, hat deutliche Vorwürfe gegen Wirecard erhoben.

"Im Verlauf der Untersuchung sind wir auf erhebliche Hürden und Hindernisse gestoßen, die in der mangelnden Kooperationsbereitschaft von Wirecard begründet lagen", sagte Alexander Geschonneck von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG am Donnerstag im Untersuchungsausschuss des Bundestags. Dokumente seien teils mit mehrmonatiger Verspätung zur Verfügung gestellt, Interviewtermine verschoben und der Zugang zu IT-Systemen nicht ermöglicht worden.

Flug auf die Philippinen bringt keine Erkenntnisse

Auch ein vor-Ort-Besuch in der philippinischen Hauptstadt Manila im März 2020 habe keine Klarheit gebracht, Zahlen seien nicht erhältlich gewesen.

Das Ergebnis sei trotzdem klar gewesen: Für die Geschäfte mit Drittpartnern in Asien habe Wirecard für den Zeitraum 2016 bis 2018 keine ausreichenden Nachweise zur Existenz von Kundenbeziehungen und den daraus angeblich erzielten Umsätzen vorgelegt.

Diese Geschäfte sollen bei Wirecard zuletzt mehr als die Hälfte des Umsatzes und einen Großteil des Gewinns ausgemacht haben. Es habe aber keine ausreichenden Nachweise zur Höhe der Umsätze, zu Kontoständen oder Zahlungseingängen gegeben, berichtete Geschonneck.

Wirtschaftsprüfer geraten in den Fokus der Ermittlungen

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG war im Oktober 2019 mit der Sonderprüfung beauftragt worden, nachdem es mehrere Berichte über Unregelmäßigkeiten bei dem Tech-Konzern gab. Ihr Untersuchungsbericht wurde im April 2020 vorgelegt und brachte den Skandal erst so richtig ins Rollen.

Allerdings stehen die Wirtschaftsprüfer mittlerweile auch selbst unter Druck. Neben EY werden auch KPMG Vorwürfe gemacht, da sie umstrittene Geschäfte abgesegnet haben sollen.

Wirtschaftsprüfer stehen im Fokus der heutigen Sitzung des Wirecard-Untersuchungsausschuss 

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