Die Eurozonen-Banken dürfen trotz der sich zuletzt verschärfenden Corona-Krise wohl bald wieder Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten. Ab dem kommenden Jahr werde dies wieder erlaubt sein - zumindest dann, wenn die Banken die Aufseher davon überzeugen, dass sie genügend Kapital haben, um die Folgen der Pandemie ausbügeln zu können, sagte Yves Mersch, Vize-Chef der Bankenaufsicht der EZB der "Financial Times" am Mittwoch.
Das EZB-Direktoriumsmitglied bekräftigte damit seine Aussagen aus dem September, obwohl sich die Corona-Pandemie seitdem wieder drastisch verschärft hat. Mersch ist noch bis zum 14. Dezember der amtierende Vize-Chef der EZB-Bankenaufsicht.
Rechtliche Unsicherheiten und mögliche Wettbewerbsvorteile als Argumente für Dividenden
Er sei zwar besorgt, dass die Banken möglicherweise zu viel des Kapitals ausschütten, das eigentlich als Puffer für Corona-Risiken gedacht ist, sagte er. Aber es dürfte schwierig werden, den generellen Dividendenstopp über das Jahresende hinaus beizubehalten.
Er führte hier rechtliche Unsicherheiten sowie den möglichen Wettbewerbsvorteil von Banken aus Großbritannien und den USA an, wenn die dortigen Aufseher direkte Gewinnbeteiligungen für die Aktionäre sowie Aktienrückkäufe wieder erlauben. Die Entscheidung darüber, ob eine Bank wieder Kapital an ihre Anteilseigner ausschütten darf, soll wieder vom Einzelfall abhängen.
Im September hatte Mersch gesagt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Empfehlung zum Dividendenstopp überprüfen und womöglich zu einer flexibleren Vorgehensweise übergehen werde. Bei den deutschen Genossenschaftsbanken zeichnet sich keine klare Linie ab bezüglich der Dividendenzahlungen für 2019, zeigen jüngste Recherchen von FinanzBusiness.
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