Der Bankenexperte Hans-Peter Burghof hat in einem Interview mit der Sparkassen-Zeitung die Finanzaufsicht BaFin wegen ihres Verhaltens im Fall Wirecard kritisiert. Der Bankenaufsicht mangele es "angesichts der Normenfülle an diskretionären Spielräumen".
Im Fall Wirecard habe aber auch der Wille gefehlt, die vorhandenen Spielräume zu nutzen, sagte der Inhaber des Lehrstuhls für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen an der Universität Hohenheim.
Verantwortung nicht wahrgenommen
"Man hat sich hinter möglichst eng gefassten Zuständigkeiten verbarrikadiert und notwendige Aktivitäten unterlassen oder verzögert. Aufgaben wurden zwischen den Behörden hin- und hergeschoben wie heiße Kartoffeln. Offenbar regierte die Angst vor der Übernahme persönlicher Verantwortung", sagte Burghof.
Man brauche eine starke Aufsicht, die Verantwortung übernehme und sich auf wichtige Fragen und Probleme konzentriere. "Davon ist die Bafin leider ebenso weit entfernt wie die EZB." Wirecard sei "keineswegs unter dem Radar" geflogen. Dass es hier Sachverhalte gab, die dringend hätten aufgeklärt werden müssen, sei seit langem bekannt gewesen.
Burghof hält kleine Institute für überbeaufsichtigt
Burghof kritisierte gleichzeitig eine zu harte Regulierung kleinerer Institute in Deutschland, wie zum Beispiel im Fall der Sparkassen. Diese stünden deshalb vor großen Kosten- und Ressourcenproblemen, obwohl sie gar kein systemisches Risiko darstellten. "So, wie es ist, entstehen aus den Aufsichtskosten Anreize zu Fusionen und der Bildung immer größerer Institute mit entsprechend höherem systemischem Risiko", sagte Burghof.
Am Wochenende hatte BaFin-Chef Felix Hufeld in einem Zeitungsinterview Kritik an der Arbeitsweise seiner Behörde im Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal zurückgewiesen.
BaFin-Chef Hufeld kritisiert im Wirecard-Skandal Grauzonen in der Gesetzeslage