Paypal-Chef sieht "fundamentalen Wandel" beim Umgang mit Bargeld

In einem Interview mit der FAZ prognostiziert Dan Schulman, dass sich im Zuge der Corona-Krise der Niedergang des Bargeldes beschleunigen wird.
Dan Schulman, Vorstandschef von Paypal | Foto: picture-alliance / AP Photo
Dan Schulman, Vorstandschef von Paypal | Foto: picture-alliance / AP Photo

Die Vorhersage von Dan Schulman ist nicht ganz uneigennützig. Im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sagte der Paypal-Chef, wegen der Corona-Krise vollziehe sich nun eine Entwicklung, die ansonsten drei bis fünf Jahre in Anspruch genommen hätte, binnen Monaten.

Als Vorstandschef von Paypal, einem Anbieter diverser Bezahldienstleistungen, hält er diese Entwicklung für unumkehrbar: "Dies ist ein fundamentaler Wandel."

In Deutschland hängen die Bürger allerdings noch ziemlich am Bargeld. Jüngsten Erhebungen der Bundesbank zufolge werden noch immer mehr als 70 Prozent der Transaktionen in bar abgewickelt, wenn auch mit sinkender Tendenz.

Deutsche bleiben dem Bargeld treu 

Trotzdem meint Schulman, digitale Bezahldienste würden nun von einem "Nice-to-have", also einer netten Nebensache, zu einem "Must-have", einer Notwendigkeit. Und Paypal sieht sich dafür bestens aufgestellt: "Unsere Produkte sind relevanter, als sie das jemals waren."

Paypal ist heute divers aufgestellt, betreibt Dienste für den Offline-Handel in stationären Geschäften und vergibt sogar Kredite. Schulman sieht Paypals Größe als erheblichen Wettbewerbsvorteil. Allein schon deshalb, weil man so über große Mengen an Daten verfüge, die es erleichterten, betrügerische Transaktionen zu erkennen. "Die Leute haben viel Vertrauen in unsere Marke", sagte er.

Corona-Krise verändert die Gewohnheiten

Schulman ist überzeugt, dass die Corona-Krise dauerhafte Veränderungen anstößt, die auch dann Bestand haben, wenn sich der Gesundheitsnotstand einmal entspannt. Bis ein Impfstoff gegen das Virus gefunden ist, wird sich laut Schulman ein neues Denken festsetzen: Etwa, dass sich Lebensmittel, eine bislang vom Online-Handel erst wenig erschlossene Produktkategorie, einwandfrei über das Internet bestellen lassen.

Obwohl hier Geschäfte wieder geöffnet würden, halte sich das über Paypal abgewickelte Zahlungsvolumen auf gesteigertem Niveau und sei bis zu drei Mal so hoch wie vor der Corona-Krise. "Selbst die Deutschen, die überwiegend bargeldorientiert waren, bewegen sich zum digitalen Bezahlen hin", bemerkte Schulman.

Seine Auffassung von Unternehmensführung nennt der Paypal-Chef "Reverse Friedmanism", ein Kontrastprogramm zum Ökonomen Milton Friedman und dessen "Shareholder-Value"-Denken.

Schulman sieht nicht seine Aktionäre als die wichtigste Interessengruppe, sondern seine Mitarbeiter. Das Unternehmen habe jüngst die Arbeitnehmerbeiträge zur Sozialversicherung für niedrig bezahlte Mitarbeiter deutlich reduziert. "Wir müssen ein Unternehmen mit moralischer Verantwortung sein", so Schulman.

Er sehe einige "progressive Unternehmen", die solche Versprechungen in die Tat umsetzten, aber das sei nicht genug. "Ich denke, es müssen noch viel mehr Unternehmen klar demonstrieren, dass ihr Sinn nicht nur darin besteht, Geld zu verdienen."

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