Bundesbankchef mahnt zum Schuldenabbau nach der Krise
Jens Weidmann fordert Regierungen des Währungsraums auf, sich wieder auf den Ausgleich ihrer hohen Defizitquoten zu konzentrieren.
DPA und Leonie Weigner
Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat die Notmaßnahmen in der Eurozone im Kampf gegen die Folgen der Virus-Krise in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg als "eindrucksvoll" bezeichnet. "Ich denke, Europa braucht sich mit seiner Antwort auf die Krise nicht zu verstecken, und ich bin für die Zukunft des europäischen Projekts zuversichtlich", sagte Weidmann.
Allerdings mahnte der Notenbankchef die Regierungen des Währungsraums, ihre Staatshaushalte nach der Krise wieder zu zurückzufahren. Eine extreme Expansion der Staatshaushalte könne nicht dauerhaft fortgesetzt werden, so Weidmann am Freitag (17. April).
Nach der Krise müssten sich alle Regierungen des Währungsraums auf die Reduzierung ihrer hohen Defizitquoten konzentrieren, forderte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB). "Eine expansiv ausgerichtete Geld- und Fiskalpolitik wird in jedem Fall noch eine Weile erforderlich bleiben", so der 51-Jährige.
Weidmann rechnet mit starkem Anstieg der Verschuldung
Wegen milliardenschwerer Notprogramme ist mit einem starken Anstieg der Verschuldung in der Eurozone zu rechnen. Die Defizitquote dürfte in mehreren Ländern über die zulässige Grenze von 3,0 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen. Die EU-Kommission hatte aber bereits deutlich gemacht, dass die Schuldenobergrenze wegen der Corona-Krise zeitweise ausgesetzt wird.
Auf die Frage, ob Sonderziehungsrechte - wie 2008 - sinnvoll sein könnten, zeigte Weidmann sich nicht abgeneigt: Es sei "zum gegenwärtigen Zeitpunkt klug, sich alle Optionen offenzuhalten". Eine "deutlich aktivere Rolle" des Eurosystems als die bisherigen Maßnahmen in Form von beispielsweise Anleihenkäufen sieht er nicht.
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