ESMA schaut nationalen Aufsehern genauer auf die Finger

Im kommenden Jahr will die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde genauer hinschauen, was die nationalen Aufsichtsbehörden tun. Auch der Wirecard-Skandal bleibt ein Thema.
Steven Maijoor, Chef der ESMA | Foto: picture alliance / dpa
Steven Maijoor, Chef der ESMA | Foto: picture alliance / dpa

Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) will im kommenden Jahr genauer hinschauen, wie die nationalen Aufsichtsbehörden arbeiten und diese stärker miteinander vergleichen. Das geht aus dem Arbeitsprogramm für 2021 hervor, das die ESMA veröffentlichte.

"Das heutige Programm enthält einen ehrgeizigen Zeitplan für 2021, der es der ESMA meiner Meinung nach ermöglicht, einen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen zu leisten, vor denen die Kapitalmärkte der EU stehen, indem sie unsere Ziele in Bezug auf Stabilität, geordnete Märkte und Anlegerschutz erfüllt", sagt der Chef der ESMA Steven Maijoor.

Die europäischen Aufseher werden 2021 ihren nationalen Pendants genauer auf die Finger schauen, wenn diese grenzüberschreitende Geschäfte von Investmentfirmen oder die Verlagerung von Geschäft aus Großbritannien in die EU überwachen. Zudem wird die Überwachung von Zentralen Gegenparteien und Zentralverwahrern und die Genehmigung von Prospekten genauer angeschaut.

Dabei bedient sich die ESMA sogenannter "Peer Reviews", bei denen sie das Vorgehen verschiedener Aufsichtsbehörden miteinander vergleicht. Ziel ist eine einheitlichere Aufsichtspraxis in Europa.

Auch Wirecard bleibt ein Thema

Auch den Fall Wirecard will man weiter verfolgen: "Darüber hinaus wird die ESMA alle erforderlichen Folgemaßnahmen in Betracht ziehen, die sich aus den Ergebnissen der 2020 Fast Track Peer Review ergeben, die auf Einladung der Europäischen Kommission nach dem Wirecard-Skandal eingeleitet wurde", heißt es in dem Arbeitsprogramm für 2021.

Im Juni dieses Jahres hatte die ESMA eine neue Methodik vorgestellt, die mehr Gewicht auf konkrete Empfehlung an nationale Behörden legt, Folgeuntersuchungen verbindlich vorschreibt und den kurzfristigen Einsatz von Peer Reviews regelt. Im Arbeitsprogramm für 2021 gibt es nun sogar ein eigenes Kapitel zu den Peer Reviews.

Auch dem Thema nachhaltiger Kapitalanlagen (ESG) will sich die ESMA künftig stärker widmen und forciert eine einheitliche Aufsicht über das kommende ESG-Berichtswesen. ESG-Kriterien sollen zudem in ihren Risikoanalysen berücksichtigt werden.

ESMA wandelt sich auch personell

"Die ESMA steht 2021 vor einem weiteren Jahr des Wandels, nicht nur in Bezug auf ihre regulatorischen Verantwortlichkeiten, sondern auch organisatorisch", sagte Maijoor.

Die Behörde werde sich im zweiten Quartal 2021 mit einem neuen Führungsteam aufstellen, da sowohl Maijoor als auch Exekutivdirektorin Verena Ross ihre Positionen "nach ereignisreichen und erfolgreichen 10 Jahren" aufgeben.

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