"Wir erwarten konkrete eigene Vorschläge zu den aufgeworfenen Themen", sagt Jan Duscheck

Der Verdi-Verhandlungsführer nimmt in FinanzBusiness vor Beginn der zweiten Tarif-Verhandlungsrunde für die Mitarbeiter in den privaten Banken zu den Forderungen der Arbeitgeber Stellung.
Die Verhandlungsführer: Jan Duscheck von Verdi und Sabine Schmittroth vom AGV Banken | Foto: picture alliance/dpa | Kay Herschelmann / Commerzbank
Die Verhandlungsführer: Jan Duscheck von Verdi und Sabine Schmittroth vom AGV Banken | Foto: picture alliance/dpa | Kay Herschelmann / Commerzbank

Der Verhandlungsführer der Gewerkschaft Verdi, Jan Duscheck, hat die Position der Arbeitgeber scharf kritisiert. Diese müssten in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen für die rund 140.000 Beschäftigten im privaten Bankgewerbe "ihre Blockadehaltung" aufgeben, sagte er FinanzBusiness.

"Die ritualisierte Ablehnung gewerkschaftlicher Vorschläge zur Gestaltung der Zukunft der Branche bringt weder die Beschäftigten noch die Unternehmen voran. Statt dieser Blockadehaltung erwarten wir in Wiesbaden konkrete eigene Vorschläge zu den aufgeworfenen Themen", so Duscheck.

Der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) hatte seinerseits vor der zweiten Verhandlungsrunde die Gewerkschaftsforderungen rundheraus abgelehnt und wenig Hoffnung auf einen Durchbruch gemacht.

"Die Hürden auf dem Weg zu einer Tarifeinigung sind deutlich zu hoch. Wir brauchen jetzt klare Signale, dass die Gewerkschaften auf einen pragmatischen und lösungsorientierten Kurs einschwenken, den die ganze Branche mitgehen kann", sagte Verhandlungsführerin Sabine Schmittroth laut einer Mitteilung des AGV Banken.

Die Arbeitgeber beklagen, dass die weitreichenden Gewerkschaftsforderungen zu den Themen Mobilarbeit und Nachwuchskräfte die laufende Tarifrunde erheblich belasten würden. Bereits die reinen Gehaltsforderungen der Gewerkschaften Verdi (4,5 Prozent) und DBV (4,8 Prozent) lägen weit über den Möglichkeiten der Branche.

Hinzu kämen teure und unrealistische Zusatzforderungen von Verdi nach einem Anspruch auf mobile Arbeit, einer Erstausstattungspauschale in Höhe von 1500 Euro fürs Homeoffice sowie nach kostenträchtigen Zusatzleistungen für Nachwuchskräfte.

Neben der Entlohnung ist das mobile Arbeiten eine Kernforderung der Gewerkschaften. "Im Bankgewerbe vollzieht sich der Wechsel in die neue hybride Arbeitswelt besonders dynamisch und professionell - inklusive verbindlicher Regeln", so Schmittroth.

Die große Mehrheit der Mitglieder im AGV Banken befasse sich zurzeit intensiv mit der Weiterentwicklung mobiler Arbeit, viele Unternehmen erarbeiteten in enger Abstimmung mit ihren Arbeitnehmervertretungen jeweils passende betriebliche Lösungen oder hätten dies bereits getan. Es zeige sich aber, dass die Regelungen je nach Geschäftsmodell, Arbeitsorganisation und Unternehmenskultur sehr unterschiedlich ausfielen und deshalb eine übergreifende branchenweite Regulierung nicht sinnvoll sei, argumentiert der AGV Banken. Regelungen von der Stange lehnt er ab.

Nachwuchskräftetarifvertrag

Auch bei Regelungen für Nachwuchskräfte liegen Arbeitgeber und Gewerkschaften meilenweit auseinander. Die Arbeitgeber bewerten die Forderungen der Gewerkschaft Verdi für Nachwuchskräfte, darunter die unbefristete Übernahme Ausgebildeter sowie Regelungen zu Fahrtkosten, technischer Ausstattung und Freistellung als "nicht darstellbar".

Die Arbeitgeber hätten bereits in den seit 2020 laufenden Verhandlungen über einen Nachwuchskräfte-Tarifvertrag deutlich gemacht, dass diese Forderungen zu weitreichend seien.

Die Arbeitgeber der öffentlichen Banken haben sich bewegt

Da sind die Arbeitgeber bei den öffentlichen Banken einen entscheidenden Schritt weiter. Sie unterzeichneten jüngst einen Nachwuchskräftetarifvertrag, in dem unter anderem auch die Übernahme von Auszubildenden und dual Studierenden sowie Freistellungen zur Prüfungsvorbereitung verbindlich geregelt sind.

Tarifvertrag für Nachwuchskräfte in öffentlichen Banken ist in trockenen Tüchern

In dieser Tarifrunde verhandeln der Verband Öffentlicher Banken (VÖB) für ihre rund 60.000 Beschäftligten und die AGV Banken getrennt mit den Gewerkschaften. Während die AGV Banken und die Gewerkschaften am kommenden Donnerstag in Wiesbaden an einem Tisch sitzen, ist die die zweite Runde zwischen VÖB und Verdi sowie DBV für den September angesetzt.

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