Wenn die Warteliste bei der Bank zur Geschäftsidee wird

In Berlin ist mit Asservato ein privater Schließfachanbieter in den Markt eingetreten. Im Interview verrät Mit-Geschäftsführer Colin Solberg, wie ihm die Geschäftsidee kam, welche Expansionspläne er hat und warum Banken interessante Kooperationspartner sind.
Asservato-Mit-Geschäftsführer Colin Solberg. | Foto: Asservato
Asservato-Mit-Geschäftsführer Colin Solberg. | Foto: Asservato

In seiner beruflichen Laufbahn bekam Colin Solberg die Frage schon häufiger gestellt: "Wo bewahre ich Wertsachen sicher auf?" Sein Schlüsselerlebnis hatte er aber, als er 2017 von Köln nach Berlin zog.

"Ich bin seit Jahren Kunde bei der Deutschen Bank in Köln", schildert er im Interview mit FinanzBusiness. In Berlin angekommen wollte er dann in einer Berliner Filiale des Instituts ein Schließfach mieten.

"Dann verlegen Sie erst einmal ihr Konto von Köln nach Berlin, warten sechs Monate und dann qualifizieren Sie sich für die Warteliste", rekapituliert Solberg das Gespräch in der Deutsche-Bank-Filiale in der Hauptstadt.

Die Geschäftsidee Asservato war geboren. In einer ehemaligen Volksbank-Filiale am Potsdamer Platz lassen sich seit zwei Wochen Schließfächer mieten.

3000 Fächer in einer alten Volksbank-Filiale

Noch sind welche zu haben. "Von den 3000 verfügbaren Fächern haben wir in den ersten 14 Tagen eine mittlere zweistellige Zahl vermietet. Ganz ohne großes Marketing. Auf das haben wir im Vorfeld bewusst verzichtet. Wir wollten erst einmal da sein und unseren Service auch anbieten können."

Dass sich die Fächer nach und nach füllen werden, daran hat Solberg keinen Zweifel. Auch beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband weiß man, dass gerade in Großstädten Schließfächer Mangelware sind, obwohl es keine genauen Erhebungen gibt.

Solberg hat aber nicht nur Kunden im Visier, die bei einer Bank kein Schließfach bekommen oder es verlieren, weil die Filiale geschlossen wird. "Es gibt auch Business-Nomaden, die vorübergehend in der Stadt arbeiten, in Co-Living-Apartments leben und Co-Working-Büros arbeiten. Die brauchen einen Platz, wo sie ihre Wertsachen sicher unterbringen können", führt Solberg FinanzBusiness aus. Auch Edelmetallanleger seien eine Zielgruppe, fügt er hinzu.

Rund 2 Mio. Euro hat der erste Standort von Asservato gekostet, sagt Solberg. Zum Einsatz kam eine Anlage des schwedischen Anbieters Gunnebo aus Göteborg. "Unsere Schließfachanlage übertrifft in Sachen Sicherheit die Schrankanlagen, die Banken und Sparkassen vielfach noch vermieten. Dafür sorgt unter anderem die Kombination aus Sicherheitsklasse 10 mit Kernbohrschutz des Tresorraums und Vereinzelungsschleusen beim Betreten der Räumlichkeiten", so Solberg.

Foto: Asservato
Foto: Asservato

Darum kann Asservato auch einen relativ hohen Versicherungsschutz bieten, so der Co-Geschäftsführer. In der Schließfach-Miete ist ein Versicherungsschutz von 30.000 Euro inklusive. Auf Wunsch kann dieser bis zu 1 Mio. Euro aufgestockt werden.

"Die Million wurde noch nicht angefragt, Versicherungsssummen von 250.000 oder 500.000 Euro aber schon", sagt Solberg im Gespräch mit FinanzBusiness. Wählt ein Kunde etwa einen Versicherungsschutz von einer Viertel Million Euro, kommen jährlich noch 220 Euro zur Schließfachmiete on top, rechnet er vor.

Erst die Großstädte, dann die Fläche

Mit einer Schließfachanlage will es Asservato nicht bewenden lassen. Standorte in Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main und Stuttgart schweben Solberg vor, danach ist die Expansion in die Fläche geplant. Zwischen acht und zwölf Standorte soll das Unternehmen in Deutschland auf Sicht von fünf Jahren haben. "Zwei pro Jahr können schon dazu kommen, das trauen wir uns zu", sagt er im Interview. Schneller gehe es nicht, dafür sei die bauliche Umgestaltung von Räumlichkeiten, wie auch die Herstellung der Anlage zu aufwendig.

Finanziert wird das Unternehmen, das zehn Mitarbeiter beschäftigt, über convertible loans von zwei Family Offices, die aber im Hintergrund bleiben wollen. "In ein paar Jahren können wir auch Fremdkapital bei einer Bank aufnehmen", gibt sich Solberg zuversichtlich.

Berührungsängste mit Banken hat der Co-Geschäftsführer ohnehin nicht. "Wir sind schon in Gesprächen mit der Commerzbank", sagt Solberg, ohne Details zu nennen. Denn der Asservato-Co-Geschäftsführer setzt bei der Expansion durchaus auf Kooperation - mit Edelmetallhändlern etwa - nicht zuletzt aber auch mit Banken. "Ein denkbares Modell ist, dass eine Bank in unseren Schließfachräumlichkeiten einen Geldautomaten und einen Kontoauszugsdrucker aufstellen", sagt Solberg.

Die Asservato-Kunden würde es nicht stören. Anstoß nahmen viele häufiger an den Banken. "Viele wollen nur zum Schließfach und nicht noch in ein Gespräch über Bankprodukte verwickelt werden." Woher Solberg das weiß: "Aus Gesprächen mit Kunden. Wer bei uns die Support-Nummer anruft, landet bei einem unserer Geschäftsführer", berichtet er. Personalmangel für den direkten Draht ist dafür nicht der Grund: "Wir wollen so viel über den Markt und die Bedürfnisse unser Kunden erfahren", wie möglich."

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