Hedgefonds-Debakel kostet Credit Suisse Milliarden - Köpfe rollen

Belastung liegt bei rund 4 Mrd. Euro. Investmentbank-Chef Brian Chin und Risikochefin Lara Werner verlieren ihre Jobs.
Credit-Suisse-CEO Thomas Gottstein. | Foto: picture alliance/KEYSTONE | ENNIO LEANZA
Credit-Suisse-CEO Thomas Gottstein. | Foto: picture alliance/KEYSTONE | ENNIO LEANZA
dpa

Der Ausfall eines Hedgefonds aus den USA kommt die Credit Suisse teuer zu stehen. Die Belastung dürfte sich auf etwa 4,4 Mrd. Schweizer Franken (rund 4 Mrd. Euro) belaufen, teilte die Großbank am Dienstag in Zürich mit. Für das erste Quartal rechnet das Management daher vor Steuern insgesamt mit einem Verlust von etwa 900 Mio. Franken.

Investmentbank-Chef Brian Chin und Risikochefin Lara Werner verlieren ihre Jobs. Und die Konzernleitung um Bankchef Thomas Gottstein verzichtet auf Boni. Zudem setzt die Bank den Rückkauf eigener Aktien aus und will die Dividende kappen.

Schon zweiter Fehlschlag nach Greensill-Pleite

Das Hedgefonds-Debakel ist für die zweitgrößte Bank der Schweiz bereits der zweite Fehlschlag in diesem Jahr. Zuvor hatte die Pleite des britisch-australischen Finanzkonglomerats Greensill Capital die Credit Suisse getroffen. Derzeit versucht die Bank, möglichst viel Geld zugunsten der Anleger mehrerer Lieferketten-Finanzierungsfonds zu retten, die sie gemeinsam mit Greensill aufgelegt hatte.

Der erhebliche Verlust durch den Zusammenbruch des US-Hedgefonds sei "inakzeptabel", sagte Gottstein. Zusammen mit der angekündigten Auflösung der Lieferketten-Finanzierungsfonds habe dies die "Stakeholder erheblich verunsichert". Beide Angelegenheiten würden eingehend untersucht, und die Bank werde daraus ihre Lehren ziehen, versicherte er.

Erst Untersuchung, dann Entlastung

Jetzt sollen die Anteilseigner bei der Hauptversammlung am 30. April nicht wie bisher geplant über die Entlastung von Verwaltungsrat und Konzernleitung abstimmen. Das Institut will mit diesem Anliegen erst an die Anteilseigner herantreten, wenn die Untersuchung der Vorgänge abgeschlossen ist.

Die Credit Suisse hatte bereits Anfang vergangener Woche vor hohen Verlusten gewarnt, da ein bedeutender US-Hedgefonds den Nachschussforderungen der Credit Suisse und anderer Geldhäuser nicht nachgekommen sei. Nach Informationen von dpa-AFX und anderen Medien handelt es sich dabei um den Archegos-Fonds des Investors Bill Hwang, mit dem auch mehrere andere Banken im Geschäft waren.

Allerdings dürfte der Ausfall des Hedgefonds die Credit Suisse so schwer getroffen haben wie kaum ein anderes Geldhaus. So hatte der japanische Finanzkonzern Nomura vor möglichen Belastungen in Höhe von etwa 2 Mrd. Dollar (1,8 Mrd Euro) gewarnt. Die Deutsche Bank kam nach eigenen Angaben hingegen aus ihren Geschäften mit Archegos ohne Verluste heraus.

Christian Meissner neuer Investmentbank-Chef

Jetzt zieht die Credit Suisse Konsequenzen. Investment-Bank-Chef Chin muss seinen Posten abgeben. Seinen Job übernimmt ab 1. Mai Christian Meissner. Für die Aufgaben der abtretenden Risiko- und Compliance-Chefin Warner gibt es eine Übergangslösung: Risikochef wird vorerst Joachim Oechslin, der zuletzt als Chefberater und Stabschef von Gottstein fungierte. Compliance-Chefs wird übergangsweise Thomas Grotzer, Chefjurist der Credit Suisse Schweiz.

Verzicht auf Boni

Der Mitteilung zufolge soll die Konzernleitung um Bankchef Gottstein keinen kurzfristigen Bonus für 2020 und keinen langfristigen Bonus für 2021 erhalten. Verwaltungsratschef Urs Rohner verzichtet auf 1,5 Mio. Franken. Doch auch die Aktionäre sollen kürzer treten: Sie sollen einer Kürzung der Dividende um rund zwei Drittel auf 10 Rappen je Papier zustimmen. Und eigene Aktien will das Institut bis auf Weiteres nicht mehr zurückkaufen, um seine Kapitalquote wieder aufzubessern.

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