Die Banken wollen die Schufa los werden

Wirtschaftsauskunftei soll an Finanzinvestor verkauft werden. Derzeit gehört sie noch mehrheitlich Privatbanken, Sparkassen und Genossen. 
Das Logo der Schufa, | Foto: picture alliance / ZB | Jens Kalaene
Das Logo der Schufa, | Foto: picture alliance / ZB | Jens Kalaene
Ulrike Barth, dpa

Die Wirtschaftsauskunftei Schufa könnte laut Insidern den Besitzer wechseln. Die Schufa-Eigentümer, darunter auch die Deutsche Bank und die Commerzbank, hätten bereits mit den Beteiligungsgesellschaften EQT und Hellman & Friedman über eine Veräußerung gesprochen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

Die Schufa könnte demnach mit mehr als zwei Milliarden Euro bewertet werden. Die Gespräche seien in einem frühen Stadium und eine Transaktion nicht gewiss.

Branchengröße in Bankenhand

Die in Wiesbaden ansässige Kreditauskunft wurde 1927 in Berlin gegründet. Die Schufa befindet sich eigenen Angaben zufolge zu knapp 35 Prozent im Besitz von Kreditbanken. Gut 26 Prozent halten Sparkassen, knapp 18 Prozent Privatbanken. Der Rest liegt bei Genossenschaftsbanken, dem Handel und anderen.

Im Jahr 2019 erzielte die Auskunftei laut eigenen Angaben einen Umsatz von rund 212 Mio. Euro, sie sammelt und verwaltet Daten von rund 68 Millionen Bundesbürgern und sechs Millionen Unternehmen.

Skepsis in der Politik

Ein Verkauf des Unternehmens, das mit seiner riesigen Sammlung auch sehr sensibler Daten unter anderem die Kreditwürdigkeit von Menschen beurteilt, ausgerechnet an eine Beteiligungsgesellschaft könnte in der Politik und der breiten Öffentlichkeit auf Skepsis stoßen.

Verbraucherschützer zählen zu den steten Kritikern der Schufa. Erst jüngst hatte sie eine Erwägung des Unternehmens verärgert, die Zahlungsfähigkeit von Verbrauchern künftig auch anhand von deren Kontoauszügen zu bewerten.

Problematisches Projekt

So hatte die Auskunftei in Zusammenarbeit mit dem Mobilfunkkonzern Telefónica/O2 getestet, ob Verbraucher bereit sind, die für die Bewertung relevanten Kontodaten für zwölf Monate bei der Schufa speichern zu lassen.

Das Produkt Schufa Check Now war für Menschen mit schlechter Bonität gedacht, denen die Schufa eine zweite Chance bieten wollte - vorausgesetzt, sie erklärten sich bereit, dass die Auskunftei ihre Kontoauszüge durchstöbert. und daraus eine Bonität ableitet. Auch das Speichern der Daten sollte erlaubt sein. Die Schufa plante, mit dem Datenschatz weitere eigene Produkte zu entwickeln. Datenschützer befürchteten, das Produkt könne sich zu einer Art Superscore entwickeln. Wie die Süddeutsche Zeitung in der vergangenen Woche berichtete, wurde das Projekt aufgrund der anhaltenden Kritik daran, eingestellt.

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