Prüfstelle zu Wirecard-Skandal: Konnten Bilanzbetrug nicht aufdecken
![Person,die betrugsblöcke durch Vergrößerungsglas auf Holztisch untersucht | Foto: picture alliance / PantherMedia | Andriy Popov](https://photos.watchmedier.dk/watchmedier/resize:fill:3840:0:0/plain/https://photos.watchmedier.dk/Images/article12756228.ece/ALTERNATES/schema-16_9/96315939_ed.jpg)
Der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) fehlten laut ihrem Präsidenten Edgar Ernst die Mittel und die kriminalistische Expertise, um den Bilanzbetrug der Wirecard AG aufzudecken
"Die DPR kann die korrekte Abbildung von ausgewählten Geschäftsvorfällen sicherstellen, nicht aber die Existenz von Vermögenswerten nachweisen", sagte Ernst am Donnerstag bei einer Anhörung im Wirecard-Untersuchungsausschuss im Bundestag. Demnach prüft die DPR nicht, ob etwa ein vorgelegter Vertrag gefälscht ist oder ob ein Kunde überhaupt existiert.
Im Rahmen der Anhörung sind am Donnerstag und Freitag zehn Zeugen geladen, die dem Kreis der Aufseher zuzurechnen sind.
Im Wirecard-Untersuchungsausschuss stehen diesmal die Marktaufseher im Mittelpunkt
Auf Antworten des Unternehmens angewiesen
Noch schwieriger sei es, wenn wie im Fall Wirecard die Unternehmensleitung und Auskunftspersonen selbst die Betrüger seien, sagte der DPR-Chef. "Man kann so intelligente Fragen stellen wie man will, man ist im Endeffekt angewiesen auf die Antworten des Unternehmens."
Hinweis auf Ungereimtheiten kam von der BaFin
Der privatrechtlich organisierte Verein DPR kontrolliert im Staatsauftrag Bilanzen. Die Finanzaufsicht BaFin hatte der auch als Bilanzpolizei bezeichneten Prüfstelle im Februar 2019 den Hinweis auf Ungereimtheiten in der Halbjahresbilanz 2018 von Wirecard gegeben. Daraufhin veranlasste die DPR eine Prüfung. Inzwischen hat die Bundesregierung den Vertrag mit der DPR zu Ende 2021 gekündigt. Von der Auflösung des Vertrags hat Ernst selbst nach eigener Aussage erst aus den Medien erfahren.
Bund kündigt nach Wirecard-Skandal Vertrag mit Bilanzprüfern