BIZ-Studie findet zwei Warnsignale im Vorfeld drohender Firmenpleiten

Für die Untersuchung analysierte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) Firmendaten aus sieben Ländern, darunter Deutschland.
Die BIZ in Basel | Foto: dpa Picture Alliance
Die BIZ in Basel | Foto: dpa Picture Alliance
Jan Wagner mit DPA

Hohe kurzfristige Schulden sowie ein niedriger Cashflow im Verhältnis zu den Zinszahlungen sind klare Indizien dafür, dass Unternehmen demnächst Insolvenz anmelden könnten. Das schreibt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem aktuellen Quartalsbericht.

Dafür hat die BIZ Unternehmensdaten von sieben europäischen Volkswirtschaften zwischen 2008 und 2016 analysiert. Dazu gehören Frankreich, Deutschland, Österreich, Spanien, Italien, Belgien und Portugal.

Besonders in Krisen gehen angeschlagene Firmen pleite
Anhand der Analyse haben die Autoren Ryan Banerjee und Enisse Kharroubi festgestellt, dass es gewöhnlich mehr als zwei Jahre dauert, bevor ein kräftiger Anstieg der Schulden zu einer möglichen Firmeninsolvenz führt. Diese Regel gilt allerdings für Zeiten, in denen die Konjunktur gut läuft und die Kreditvergabe nicht restriktiv ist. “Wenn allerdings die Kreditvergabe verschärft wird oder wenn das ökonomische Umfeld sich verschlechtert, sind die Chancen groß, dass finanziell angeschlagene Firmen den Betrieb aufgeben,” so die BIZ weiter.

BIZ warnt auch vor Risiken im Unternehmenssektor
Mit Blick auf das im November zu Ende gegangene Quartal warnt die BIZ angesichts des ungewissen Fortgangs der Corona-Krise vor Risiken im Unternehmenssektor. Sie wies auf die niedrigen Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen hin - eine Folge stark steigender Anleihekurse. Diese Entwicklung stehe im Widerspruch zu dem unsicheren mittelfristigen Wirtschaftsausblick, schreibt die BIZ.

Kein Gleichklang bei Kreditvergabepraxis und Anleihespreads

Ein gegensätzliches Signal komme etwa aus dem Bankensenktor. So hätten die Geldhäuser in den USA und Europa ihre Vergabestandards für Kredite zuletzt verschärft. In der Vergangenheit hätten sich die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen und die Kreditstandards jedoch im Gleichklang bewegt. Dass dies aktuell nicht so sei, erklärt die BIZ mit den Anleihekäufen der Notenbanken, der allgemein extrem lockeren Geldpolitik und der damit einhergehenden Suche der Investoren nach rentablen Anlagen.

"Zwischen den Bewertungen risikobehafteter Wertpapiere und dem Wirtschaftsausblick scheint weiterhin eine gewisse Diskrepanz zu bestehen", sagte BIZ-Chefökonom Claudio Borio, auch mit Blick auf die hohen Bewertungen an den Aktienmärkten. Die Märkte bewegten sich aufgrund der Erwartung bald verfügbarer Corona-Impfstoffe zwar in die richtige Richtung. "Die Bewertungen liegen jedoch wieder über oder nahe den vor der Pandemie verzeichneten Niveaus, als überzogene Bewertungen bereits ein Thema waren", warnte Borio.

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