IKB-Chefvolkswirt erwartet deutlichen Anstieg der Insolvenzen durch zweite Infektionswelle

Noch halten sich viele Institute bedeckt darüber, was sie für wirtschaftliche Auswirkungen durch die sich momentan ausbreitende zweite Infektionswelle erwarten. Der Chefvolkswirt der Deutschen Industriebank (IKB), Klaus Bauknecht, wagt nun eine Prognose:
"Die konjunkturelle Erholung in Deutschland und Europa sollte um einiges flacher verlaufen als bis vor wenigen Wochen erwartet wurde. Damit steigt das Insolvenzrisiko für Unternehmen deutlich", schreibt Bauknecht in seiner aktuellen Analyse.
Bauknecht korrigiert damit einen Teil seiner Prognose, die er Anfang Oktober FinanzBusiness mitgeteilt hatte. Damals sah er vor dem Hintergrund des auslaufenden Insolvenzregelung lediglich eine begrenzte Fortsetzung der Insolvenzzahlen. Vor allem das verarbeitende Gewerbe stehe gut da.
IKB erwartet nur gemäßigten Anstieg von Insolvenzzahlen
Bei dieser Unterscheidung der Wirtschaftszweige bleibt Bauknecht auch heute. Es sehe für einige Dienstleistungsbranchen, sowie den Tourismus- und Gastronomiesektor nach wie vor problematisch aus, das Produzierende Gewerbe hingegen erfahre zumindest in der außereuropäischen Nachfrage eine Stütze.
BIP-Prognose von neuen Entwicklungen unberührt
Der Chefvolkswirt rechnet deshalb auch nicht mit einem massiven Einbruch des BIP, denn die Branchen seien bereits "weit von ihrem Vorkrisenumsatz entfernt." Zwar sei die deutsche Wirtschaft durch den hohen Industrieanteil und die globalen Exportaussichten weniger stark betroffen, dennoch erwartet sein Institut für das Jahr 2020 einen Rückgang des BIP von 5,6 Prozent und für 2021 ein Plus von 4,6 Prozent. Damit sieht die IKB eine Entwicklung, die positiver verläuft als von der Bundesregierung erwartet. Letztere erwartet eine Veränderung des BIP von minus 5,8 Prozent (2020) und plus 4,4 Prozent (2021).
Doch erwartet er, dass sich "die verzögerte Erholung dieser Branchen besonders negativ auf die Zahl der Insolvenzen auswirken" werde.
Und weiter: "Es ist weniger die Tiefe als die Dauer einer Rezession, die für eskalierende Insolvenzzahlen sorgt", so Bauknecht. Er erwartet, dass auch ohne weitreichende Lockdown-Maßnahmen von einem nennenswerten Anstieg von Unternehmensausfällen auszugehen ist.
"Für viele Unternehmen wird die Erholung zu flach verlaufen, um die Konsequenzen des Einbruchs erfolgreich abzuarbeiten", sagt Bauknecht.