S&P erwartet weniger Herabstufungen bei Banken-Ratings

Zwar seien Wirtschaft und Bankensystem durch die Corona-Krise deutlich geschwächt, aufgrund stärkerer Kapitalisierung im vergangenen Jahrzehnt seien die Banken jedoch widerstandsfähiger als in der Finanzkrise 2008.
Außenansicht: Sitz der Ratingagentur Standard & Poor's in New York | Foto: AP
Außenansicht: Sitz der Ratingagentur Standard & Poor's in New York | Foto: AP

Die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) erwartet weltweit nur wenige Herabstufungen von Banken im Zuge der Corona-Krise. Das liege an den starken Bilanzpositionen, die Banken in den letzten zehn Jahren aufgebaut haben, an den umfassenden staatlichen Hilfspaketen für private Haushalte und Unternehmen, sowie einer erwarteten anhaltenden Erholung der Wirtschaft, heißt es in einem Report der Ratingagentur.

Ungefähr ein Drittel der Banken-Ratings seien derzeit mit einem negativen Ausblick versehen oder stünden unter besonderer Beobachtung ("CreditWatch"). Dies basiere jedoch auf Rating-Einschätzungen von April und Mai. Zu diesem Zeitpunkt hatte S&P seine Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung nach unten korrigiert.

Weniger Herabstufungen seit Anfang Mai

Nach dem letzten Report Anfang Juni habe sich die negative Entwicklung der Banken-Ratings merklich verlangsamt. Seitdem habe die Agentur 26 Bonitäts-Bewertungen gesenkt, 17 davon betrafen Änderung des wirtschaftlichen Ausblicks. 48 Prozent der Rating-Aktivitäten betrafen Banken in der EMEA (Europe, Middle East & Africa)-Region.

Die meisten Bankensektoren seien besser kapitalisiert, finanziert und liquider als in der letzten Finanzkrise. So schätzen die Analysten, dass sich die Kapitalbasis der größten Banken in den vergangenen zehn Jahren etwa verdoppelt hat. Gemäß der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist das Eigenkapital der 100 größten Banken zwischen Juni 2011 und Juni 2019 um 98 Prozent oder rund 1,9 Billionen Euro gestiegen.

Vergleichbare Fortschritte sieht S&P bei der Liquidität der Banken. Die Corona-Krise werde die positive Entwicklung des zurückliegenden Jahrzehnts nur leicht ausbremsen, so dass die Analysten lediglich einen marginalen Rückgang bei der Bewertung des Bankkapitals prognostizieren. Daher sehen sie die Kapitalstärke der 100 größten Banken als weitgehend unverändert.

Schrittweise Erholung der Weltwirtschaft erwartet

Global erwarten die Analysten eine graduelle Erholung für eine Reihe von Volkswirtschaften. Dabei habe S&P die Risiken des Hauptszenarios um die Auswirkungen der globalen Maßnahmen in der Corona-Krise sowie erneut steigender Fallzahlen ergänzt.

Deutschland bewerten die Analysten auf der Skala des Industrierisikos ("Industry risk") mit einer 3 von 10, das gesamtwirtschaftliche Risiko mit einer 1 von 10 - allerdings mit negativem Ausblick.

Dennoch keine Entwarnung für Banken

Für die Banken werde 2021 "nicht leichter werden", heißt es im Report weiter. Für den Fall, dass die Auswirkungen der Corona-Krise auf Banken überschwappen, stellen die Bonitätswächter weitere Herabstufungen ihrer Ratings in Aussicht.

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