Noch helfen Kurzarbeit und Ersparnisse. Aber Insolvenzstatistiken sind quasi ein Blick in den Rückspiegel, heißt es in dem am Schuldenbarometer für das 1. Halbjahr 2020, das der Informationsanbieter Crifbürgel vom Donnerstag (3. September) veröffentlichte.
"Kurzarbeit und auch eigene finanzielle Ersparnisse mildern aktuell zunächst die finanzielle Schieflage vieler Bundesbürger ab. In einigen Fällen helfen auch weitere Kredite.“, sagt Frank Schlein, Geschäftsführer beim Anbieter von Kreditinformationen Crifbürgel. Durch die aktuelle Wirtschaftskrise werde die private Verschuldung aber deutlich zunehmen.
Konsumfinanzierer erhöhen Risikovorsorge
Da die Zahl der Privatinsolvenzen Beobachtern zufolge zunehmen werde, treffen Banken mit Schwerpunkt Konsumfinanzierung entsprechende Vorkehrungen, berichtet die Börsen-Zeitung am Freitag auf Basis einer Umfrage.
Die Targobank hat wegen der Pandemie im ersten Halbjahr zusätzlich 116 Mio. Euro gebildet, zeige eine Präsentation der französischen Konzernmutter Crédit Mutuel.
Die TeamBank, Konsumfinanzierer der Kreditgenossen, hat die Risikovorsorge im Halbjahresvergleich um 17 Mio. Euro auf 71 Mill. Euro erhöht, S-Kreditpartner der Sparkassen wollte auf Nachfrage keine Auskunft geben, Consors Finanz der Großbank BNP Paribas reagierte zunächst nicht, heißt es in dem Bericht weiter.
Bei der deutschen Santander Consumer Bank verweist man auf eine rückläufige Nachfrage nach Kreditstundungen. Im Segment Consumer Finance, das neben Deutschland auch andere Länder umfasst, hat die spanische Großbank die Risikovorsorge im ersten Halbjahr auf 501 Mio. Euro erhöht, ein Plus von 177 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, schreibt die Börsen-Zeitung weiter.
Mehr Privatinsolvenzen in Deutschland
Für das zweite Halbjahr und auch im Jahr 2021 erwartet Crifbürgel deutlich mehr Privatinsolvenzen in Deutschland. „Für das laufende Jahr gehen wir von bis zu 85.000 Privatinsolvenzen aus – 2021 könnten es über 100.000 werden“, so Schlein.
„Da in den Insolvenzstatistiken vor allem die Vergangenheit abgebildet wird, sie gewissermaßen ein Blick in den Rückspiegel sind, werden die wirtschaftlichen Folgen durch die Corona-Krise erst im 2. Halbjahr 2020 und auch verstärkt 2021 einen Einfluss auf die Insolvenzzahlen haben“, merkt Schlein an.
Dieser Beitrag hat Ihr Interesse geweckt: Melden Sie sich hier für unseren kostenlosen Newsletter an.