Philippinische Banken wissen nichts von Wirecard-Treuhandkonten

Die beiden in den Bilanzskandal des Zahlungsdienstleisters Wirecard verwickelten asiatischen Bank verneinen, ein Treuhandkonto für Wirecard zu führen. Der Vorstand des Zahlungsdienstleisters äußerte sich am Donnerstagabend auf Youtube zu den neuen Vorwürfen.
Schriftzug der Wirecard AG in Aschheim | Foto: picture alliance / Sven Simon
Schriftzug der Wirecard AG in Aschheim | Foto: picture alliance / Sven Simon
Leonie Weigner mit DPA

Es wird eng für Wirecard. Die philippinischen Banken BDO Unibank und die Bank of Philippine Island, bei der angeblich die fraglichen Treuhandkonten für Wirecard geführt werden, erklärten am Freitag auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg, dass das deutsche Unternehmen kein Kunde sei:

"Das Dokument, in dem die Existenz eines Wirecard-Kontos bei BDO behauptet wird, ist ein manipuliertes Dokument, das gefälschte Unterschriften von Bankangestellten trägt", hieß es in der Stellungnahme des in der Stadt Makati ansässigen südostasiatischen Geldhauses. "Der Fall ist an die Zentralbank der Philippinen berichtet worden."

Diese untersucht nun den Fall Wirecard.

Auf den Konten waren angeblich 1,9 Milliarden Euro verbucht. Die für Wirecard tätigen Bilanzprüfer bezweifeln jedoch mittlerweile, dass diese tatsächlich existieren. Wirecard selbst fürchtet einen "gigantischen" Milliardenbetrug und will Strafanzeige erstatten.

Kreditgeber im Fokus

Wenn das Unternehmen heute (Freitag) keinen von Wirtschaftsprüfern testierten Jahres- und Konzernabschluss vorlegt, könnten Kredite von etwa zwei Milliarden Euro gekündigt werden.

Wirecard hat Kredite bei vielen verschiedenen Geldhäusern. Laut einem Bericht von Capital zählen unter anderem die Commerzbank und die LBBW, die Deutsche Bank und ING Deutschland zu den Geldgebern. Äußern wollte sich niemand.

Experten zweifeln allerdings, dass die Kreditgeber so einfach den Stecker ziehen würden, da dies auch Belastungen für andere Banken zur Folge haben könnte. "Werden die Kredite fällig gestellt, ist fraglich, ob die Liquidität reicht. Es geht schlicht ums Überleben", hieß es im Bernecker-Börsenbrief.

Analysten setzen Bewertung aus

Aktuelle Analystenkommentare zu Wirecard fallen verheerend aus. Am Freitag stufte die Investmentbank Oddo BHF die Papiere von "Neutral" auf "Reduce" ab und strich das Kursziel von 120 auf 35 Euro zusammen. Analyst Stephane Houri sprach von einer "großen Katastrophe". Kurzfristig könnten - je nachdem wie die Banken sich verhalten - auch Liquiditätsprobleme nicht ausgeschlossen werden.

In einem zweiminütigen Youtube-Video hatte sich der Vorstand der Wirecard AG am Donnerstagabend zu den Vorwürfen geäußert.

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