General Counsel Drinhausen verlässt die Deutsche Bank

Der Chefjustiziar und die Bank gehen Ende Mai getrennte Wege. Designierter Rechtsvorstand führt Abteilung interimistisch.
Filiale der Deutschen Bank | Foto: picture alliance / Sven Simon
Filiale der Deutschen Bank | Foto: picture alliance / Sven Simon

Die Deutsche Bank trennt sich von ihrem Chefjustiziar Florian Drinhausen.

Ende Mai werde Drinhausen die größte Bank "in gegenseitigem Einvernehmen" verlassen. Das geht aus einer Mitteilung der Bank hervor, die FinanzBusiness vorliegt. Sein Nachfolger steht noch nicht fest. Interimsmäßig wird die Rechtsabteilung vom designierten Rechtsvorstand Stefan Simon direkt geführt.

Gerüchte über Querelen zwischen Drinhausen und Simon

Damit bestätigen sich Medienspekulationen aus der vergangenen Woche über den bevorstehenden Abgang des Chefjuristen.

Hintergrund der Trennung sollen demnach Unstimmigkeiten zwischen Drinhausen und Rechtsvorstand Stefan Simon sein. Über die internen Querelen und den anstehenden Ausstieg von Drinhausen hatte das Manager Magazin zuerst berichtet.

Dr. Florian Drinhausen | Foto: Quelle: Deutsche Bank
Dr. Florian Drinhausen | Foto: Quelle: Deutsche Bank

Simon war 2017 als Vertreter der katarischen Herrscherfamilie Al-Khatani von der Kanzlei Flick Gocke Schaumburg in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank eingezogen. Im Sommer des vergangenen Jahres wurde er als neuer Rechtsvorstand nominiert. Die Zustimmung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) steht noch aus.

Streit im Rechtsressort

In den Doppeltürmen in Frankfurt kam wohl Drinhausens Herangehensweise an das Aufarbeiten alter Rechtsfälle nicht uneingeschränkt gut an. Er gilt als eher hartleibig und wenig entgegenkommend. Simon bevorzuge dagegen eine andere Strategie Zudem soll Drinhausen selbst Ambitionen gehabt haben, in den Vorstand aufzusteigen und dort das Rechtsressort zu verantworten.

Ein Streitpunkt soll unter anderem Drinhausens Verhalten gewesen sein, als Ende 2018 Staatsanwälte bei der Deutschen Bank wegen des Verdachts auf Geldwäsche in der Affäre Regula Geschäftsräume der Bank durchsuchten. Auf Drinhausens Rat hin soll zudem der damalige Rechtsvorstand Karl von Rohr auch bei der Hauptversammlung 2019 die Razzia der Staatsanwälte erneut kritisiert haben.

Neue Berater in komplexen Streitigkeiten

Dass die Affäre Regula rund ein Jahr nach der spektakulären Durchsuchung abgeschlossen werden konnte, soll dagegen Simons Verdienst gewesen sein. Dazu habe der designierte Rechtsvorstand „zur Lösung des aktuellen Ermittlungskomplexes um die Offshore-Verwicklung" seine ehemaligen Kollegen von der Kanzlei Flick Gocke Schaumburg eingesetzt, wie das Handelsblatt Ende 2019 berichtete.

Überraschender Kanzleitausch

Im Februar war zudem die langjährige Hauptberaterin in Sachen Cum-Ex, die Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer überraschend gegen die Bankrechtskanzlei Clouth ausgetauscht worden.

Rechtsrisiken der Bank abgebaut

Mit Drinhausen verliert die Deutsche Bank einen geschätzten Kollegen, sagte Christian Sewing, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank. „Mit seiner Erfahrung und Expertise hat Florian Drinhausen wesentlich dazu beigetragen, die komplexen Streitfälle der Vergangenheit abzuschließen und die Rechtsrisiken der Bank abzubauen.

Unter seiner Leitung habe die Rechtsabteilung eine klarere Struktur der Unternehmensführung (Governance) entwickelt und große Fortschritte bei der Digitalisierung der Prozesse in der Rechtsabteilung gemacht. Zugleich habe Drinhausen die Kosten für externe Rechtsberatung gesenkt und sorgte dafür, dass zahlreiche komplexe Rechtsverfahren der Bank abgeschlossen werden konnten.

Von Linklaters in die Bank

Drinhausen war lange Zeit Partner bei Linklaters, bevor er 2014 zur Deutschen Bank kam. Dort war er zunächst als General Counsel für die Regionen Europa, Nahost und Afrika verantwortlich. 2016 übernahm er zusätzlich die Verantwortung für die Governance-Strukturen der Bank.

Vor gut zwei Jahren wurde er zum General Counsel und damit zum Leiter der Rechtsabteilung befördert.

"Ich schätze seinen juristischen Scharfsinn, seine Lösungsorientierung sowie den Mut und die Fähigkeit, auch in schwierigsten Situationen immer einen gangbaren Weg zu finden“, sagte Karl von Rohr, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und unter anderem verantwortlich für die Bereiche Recht und Governance. Drinhausen habe sich in seiner Zeit bei der Deutschen Bank große Verdienste erworben.

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