Acatus meldet Insolvenz an

Das Verbriefungs-Fintech Acatus geht in die Insolvenz - weil eine Finanzierunsgrunde platzte. Trotzdem sieht der Insolvenzverwalter Chancen, die Geschäfte weiterzuführen.
Gründer Daniel Wigbers | Foto: Acatus
Gründer Daniel Wigbers | Foto: Acatus

Das Berliner Fintech Acatus geht in die Insolvenz. Als vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Charlottenburg Gordon Geiser von der Kanzlei Greenberg Traurig Restructuring bestellt, der Restrukturierungseinheit der Kanzlei Greenberg Traurig in Deutschland. Als erster hatte der Blog FinanceFWD über die Insolvenz berichtet.

Hintergrund der Pleite soll das Scheitern einer geplanten Finanzierungsrunde sein. Erst kürzlich verließ die Gründerin Marie Louise Seelig das Fintech, angeblich weil sich die Investoren mehr Bankkompetenz in der Führungsriege gewünscht haben sollen. Laut Unternehmensregister ist Seelig seit dem 21. Juli keine Geschäftsführerin mehr.

Statt ihrer rückten Marco Zimmermann als Head of Origination und Igor Smirnov als Head of Product & Financial Modelling in die Acatus-Führungsriege auf. Zimmermann war zuvor Head of Funding, Treasury bei der Deutschen Bank und Smirnov zuvor Managing Director bei der Banco Santander und der BNP Paribas.

Keine Zerschlagung von Acatus

Das Insolvenzverfahren ist allerdings nicht auf eine Zerschlagung des Fintechs ausgelegt, sondern soll "der Fortsetzung des von Acatus bis zuletzt vorangetriebenen Umstrukturierungsprozesses dienen", heißt es auf Nachfrage von FinanzBusiness aus der Kanzlei. Insolvenzverwalter Geiser und sein Team haben bereits intensiv mit der Geschäftsführung von Acatus gesprochen und die nächsten Schritte geplant. "Der Geschäftsbetrieb soll während des Verfahrens uneingeschränkt aufrecht erhalten werden. Ziel des Verfahrens ist es, eine nachhaltige Investorenlösung für das Start-up zu finden", so der vorläufige Insolvenzverwalter.

Es gebe dazu bereits konkrete Vorstellungen und Interessensbekundungen, die trotz des Verfahrens schnellstmöglich angegangen werden sollen. "Es ist von großem Vorteil für den Prozess, dass die Auftragsbücher von Acatus nach wie vor gut gefüllt sind und mehrere großvolumige Verbriefungsprojekte zur Umsetzung anstehen. Die von Acatus initiierten Verbriefungsgesellschaften sind durch das Verfahren nicht betroffen, so dass auch die Umsetzung weiterer Verbriefungen während des Verfahrens ohne Einschränkung möglich ist", sagt Geisler in einem Statement, das FinanzBusiness vorliegt.

Er geht davon aus, dass im Rahmen des beantragten Insolvenzverfahrens zeitnah eine nachhaltige Lösung für Acatus gefunden werden kann.

Die Idee vom digitalen Debt Capital

Gegründet wurde das Fintech 2016 von Daniel Wigbers und Marie Louise Seelig als digitale Debt Capital Markets-Plattform. Das Konzept des B2B-Fintechs: Kredite und andere illiquide Vermögenswerte in depotfähige Wertpapiere in Form von Einzel-Verbriefungen umzuwandeln und diese direkt als Anleihen am Kapitalmarkt zu platzieren.

Banken und andere Originatoren sollten dank Acatus so eine schnelle Refinanzierungsmöglichkeit über den Kapitalmarkt finden. Institutionelle Investoren wie Family Offices oder Pensionskassen könnten hier entsprechende Anlagemöglichkeiten in bisher illiquide Debt-Produkte finden. Dabei agiert Acatus unter dem Haftungsdach der JFD Bank AG, Service Provider ist die Société Générale.

Letzte Finanzierungsrunde im Jahr 2019

Geld bekam das Fintech zuletzt im Jahr 2019, damals sammelte Acatus nach eigenen Angaben 5,5 Mio. Euro unter anderem von DIP Capital LLP und dem Venture Capital Fonds Coparion ein. Auch Berliner Volksbank Ventures und Partech waren als Bestandsinvestoren erneut dabei. Insgesamt sind rund 8 Mio. Euro in das Start-up geflossen. Laut Handelsregister beliefen sich die Verbindlichkeiten zum Ende des Jahres 2019 auf 4,9 Mio Euro, während die Kapitalrücklage bei rund 3,3 Mio. Euro lag.

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