Deutsche Firmen überraschen bei Zahlungsmoral
Die Corona-Krise hat aus Sicht von Creditreform bislang keinen Einfluss auf die Zahlungsmoral von Unternehmen. Im Gegenteil: Eine Analyse des Unternehmens ergab, dass sie sogar schneller ihre offenen Rechnungen begleichen als zuvor. Branchenübergreifend wurde für das erste Quartal 2021 ein Zahlungsverzug von durchschnittlich 10,1 Tagen ermittelt - im Vorjahreszeitraum lag der Wert bei 11,1 Tagen.
"Ähnlich wie das bisher rückläufige Insolvenzgeschehen, ist auch die vermeintlich verbesserte Zahlungsmoral zunächst ein paradoxes Phänomen", sagt Patrik Ludwig Hantzsch, Leiter Wirtschaftsforschung bei Creditreform, in einer Mitteilung. Doch es gebe dafür eine Erklärung: "Zur Stabilisierung haben vor allem die massiven staatlichen Hilfsmaßnahmen beigetragen, durch die große Mengen Liquidität an die Unternehmen ausgereicht wurden."
Dabei sind die Unterschiede zwischen den Branchen weiterhin ausgeprägt: Im Baugewerbe zum Beispiel verbesserte sich die Zahlungsmoral zwar um 1,4 Tage, dennoch bleibt der Wirtschaftssektor mit einem Verzug von 14,9 Tagen nach wie vor das Schlusslicht im Ranking. Am schnellsten überweisen Firmen der Konsumgüterindustrie (7,7 Tage) und des Einzelhandels (7,4 Tage; alle Branchen: siehe Übersicht).
Berlin, Brandenburg und das Saarland im Schneckentempo
Ähnlich große Unterschiede stellt Creditreform auch zwischen den Bundesländern fest: Unternehmen aus Sachsen (7,3 Tage), Hamburg (8,3 Tage) und Baden-Württemberg (8,4 Tage) sind der Auswertung zufolge am schnellsten, wenn es um das Bezahlungen von Rechnungen geht – Brandenburg (11,5 Tage), das Saarland (12,8 Tage) und Berlin (13,4 Tage) am langsamsten.
Wegfall der Corona-Hilfen im Blick
Für Gesamtdeutschland ist der Ausblick "mäßig bis verhalten": Creditreform geht davon aus, dass sich die Situation der Unternehmen im laufenden Jahr nach dem Wegfall der Corona-Hilfen deutlich verschärft.