Bürgschaftsbank Brandenburg rechnet mit Ausfällen in doppelter Höhe

Das Institut hat im vergangenen Jahr 213 neue Projekte abgesichert und bei mehr als 300 Bestandsbürgschaften die Tilgungen ausgesetzt. FinanzBusiness sprach mit Geschäftsführer Miloš Stefanović über die Folgen.
Miloš Stefanović, Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Brandenburg | Foto: Bürgschaftsbank Brandenburg
Miloš Stefanović, Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Brandenburg | Foto: Bürgschaftsbank Brandenburg

Die Bürgschaftsbank Brandenburg rechnet 2021 mit einem deutlich höheren Anteil an Wertberichtigungen als in den Vorjahren. Diese Einschätzung betreffe nicht nur das eigene Geschäft, auch auf die Kreditinstitute im gesamten Bundesland rolle "eine Welle von Ausfällen" zu, sagt Geschäftsführer Miloš Stefanović auf Nachfrage von FinanzBusiness. "Das lässt sich in der aktuellen Corona-Situation mit dem immer wieder verlängerten Lockdown gar nicht ausschließen."

Wertberichtigungen in doppelter Höhe

Stefanović geht von Wertberichtigungen in doppelter Höhe aus und stellt sich bereits darauf ein, dass das Problem – abhängig vom weiteren Verlauf der Pandemie – auch 2022 noch akut sein könnte.

Dennoch hält er die Belastungen für das eigene Haus für überschaubar: "Da wir bisher nur wenige Ausfälle hatten, seit 30 Jahren gut wirtschaften und über Rücklagen verfügen, werden uns zwei schlechte Jahre nicht umwerfen", betont er im Gespräch. "Einen Ausfall-Tsunami erwarte ich nicht."

Lautlos aufgeben: Die Lage der Unternehmen

Risiken entstehen aus seiner Sicht auch in Brandenburg vor allem in jenen Branchen, die von Corona-Effekten besonders betroffen sind: im Non-food-Einzelhandel, bei Catering- und Eventfirmen, bei Hotels, Gaststätten und im Tourismus.

Insolvenzen seien dabei aber nur das eine, sagt Stefanović. "Nicht jeder muss Insolvenz anmelden, gerade kleinere Unternehmen mit Krediten über 50.000 bis 100.000 Euro schließen auch ohne - wenn ihnen die Reserven ausgehen."

Und auf genau dieses Segment konzentriert sich die Bürgschaftsbank mit ihren Finanzierungsangeboten: auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bis 250 Mitarbeiter. Gegenüber kreditgebenden Banken bürgt das Institut für 80 Prozent der Kreditsumme. 2020 konnte sie, basierend auf den Corona-Beschlüssen des Bundes, auf 90 Prozent hochgehen, die Bürgschaftsobergrenze stieg auf 2,5 Mio. Euro.

"Wir beobachten, dass Banken seit dem Sommer 2020 vorsichtiger geworden sind und eine höhere Sensibilität für Risiken an den Tag legen", sagt Stefanović, so erkläre sich auch die Zunahme des Bürgschaftsvolumens: 213 Projekte wurden 2020 bewilligt, das Volumen lag bei 86 Mio. Euro und damit sechs Prozent über dem Vorjahr. Die meisten Anträge stellten – trotz Corona-Krise – Gründer und Unternehmensnachfolger, u.a. aus dem E-Commerce.  

Ende 2020 führte das Institut 1.618 Bürgschaften im Bestand (Vorjahr: 1.648) - verbunden mit Garantien in Höhe von 361 Mio. Euro (Vorjahr: 356 Mio. Euro). Für rund 300 Bestandsverträge wurden bislang Tilgungsaussetzungen vereinbart.

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