Bürgerbewegung 'Finanzwende' kritisiert Höhe der Dispozinsen

Verbraucherschützer kritisieren, dass Zinssenkungen nicht so weitergegeben werden wie Zinserhöhungen. Dabei sinken die Dispozinsen in kleinen Schritten.
Julian Merzbacher, Verbraucherexperte der Bürgerbewegung | Foto: Finanzwende
Julian Merzbacher, Verbraucherexperte der Bürgerbewegung | Foto: Finanzwende
DPA

Kreditinstitute verlangen einer Erhebung der FMH Finanzberatung zufolge im Schnitt fast 10 Prozent Zinsen für den Dispokredit auf dem Girokonto. Die Bürgerbewegung Finanzwende findet das zu viel.

"Zweistellige Dispozinssätze sind gerade in der derzeitigen Lage absolut unangebracht", kritisierte Julian Merzbacher von der Bürgerbewegung.

Einige Institute hätten während der Corona-Krise zwar den Zinssatz für die eingeräumte Überziehung des Girokontos für Bestandskunden gesenkt. Die Mehrheit habe diese Praxis jedoch wieder beendet. Einige Institute hätten in den letzten Monaten die Zinsen sogar noch erhöht.

Banken haben gesellschaftliche Verantwortung

Banken und Sparkassen müssten bei dem Thema endlich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden, forderte der Verbraucherschutzexperte der Bürgerbewegung.

"Unverschuldet brechen Menschen wegen Corona Aufträge oder der Arbeitsplatz weg. Der Zinshammer kommt bei vielen klammen Personen dann oben drauf und trägt zu einem unnötig hohen Schuldenberg bei", sagte Merzbacher. Mitbegründer und Vorstand der Bürgerbewegung ist der frühere Grünen-Politiker Gerhard Schick.

Knapp die Hälfte der Institute mit zweistelligem Zinssatz

Die FMH Finanzberatung wertete im Auftrag von "Finanzwende" 3400 Kontomodelle von rund 1240 Banken und Sparkassen aus. Im Schnitt lag der Dispozins demnach bei 9,94 Prozent (Stand: Anfang Oktober). Bei knapp 47 Prozent der Kontomodelle wurde ein zweistelliger Zinssatz verlangt. Spitzenreiter ist demnach eine Volksbank in Bayern, die 13,75 Prozent bei einem Kontomodell kassiert.

Keine großen Unterschiede bei der Höhe der Zinssätze gibt es der Auswertung zufolge zwischen den drei Institutsgruppen Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie privaten Geschäftsbanken.

Dispozinsen sinken in kleinen Schritten

Eine erste Auswertung hatte FMH im April durchgeführt. Tendenziell sinken nach Angaben der Finanzberatung seit einigen Jahren die Dispozinsen in kleinen Schritten. So verlangten die ausgewerteten Kreditinstitute im Jahr 2017 im Schnitt noch 10,09 Prozent.

Die Kreditwirtschaft argumentiert unter anderem, dass der Aufwand bei Dispokrediten höher sei als bei anderen Kreditarten, bei denen eine planmäßige Inanspruchnahme und Tilgung zugrunde liege.

Verbraucherschützer kritisieren seit Jahren, dass die Kreditwirtschaft sinkende Zinsen zugunsten der Kunden nicht im gleichen Maße weitergebe wie Zinserhöhungen. Der Leitzins im Euroraum liegt seit viereinhalb Jahren auf dem Rekordtief von null Prozent.

Dispo-Zinsen bleiben hoch 

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