Mastercard und Visa finden Hinweise auf Scheingeschäfte bei Wirecard

Im Wirecard-Prozess stützen Mitarbeiter der zwei großen Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard den zentralen Anklagevorwurf, dass es bei dem 2020 kollabierten Dax-Konzern Scheingeschäfte gab. Die drei Zeugen - zwei von Visa, einer von Mastercard - sagten jetzt vor dem Münchner Landgericht übereinstimmend aus. Demnach konnten sie bei Überprüfungen keine Belege finden, dass von Wirecard dokumentierte Kreditkartenkäufe tatsächlich getätigt wurden.
”Ich habe mich bezogen auf Kartennummer und Betrag, und das ergab kein Ergebnis”, sagte der Mastercard-Mitarbeiter am 26. der bisher angesetzten 100 Prozesstage. Der 56-Jährige hatte Zahlungen analysiert, die laut Wirecard Ende 2019 und Anfang 2020 über 61 Mastercard-Kreditkarten gelaufen waren. Demnach gab es zwar die betreffenden Karten, nicht jedoch die Zahlungen. Anlass der Überprüfungen waren Anfragen der Münchner Staatsanwaltschaft.
Keine Transaktionen gefunden
Auch zwei Visa-Manager berichteten, dass sie keine Spur der von Wirecard genannten Zahlungen ausfindig machen konnten. ”Es gab keine Ergebnisse”, sagte ein eigens aus Großbritannien angereister Zeuge. Sein deutscher Kollege hatte nach 35.000 von Wirecard aufgelisteten Zahlungen geforscht, die über 147 Visa-Karten liefen. Er habe die Kartennummern gefunden, ”aber nicht die Transaktionen”.
Die Aussagen der drei Zeugen sind von Bedeutung, weil in dem Prozess Angeklagter gegen Angeklagten steht: Der frühere Vorstandschef Markus Braun bestreitet den Vorwurf von Scheingeschäften. Der Österreicher beschuldigt stattdessen den mitangeklagten früheren Wirecard-Manager und Kronzeugen Oliver Bellenhaus, mit seinen Komplizen Geld aus echten Geschäften veruntreut zu haben.