Wirecard-Aktie unter Abgabedruck nach KPMG-Sonderprüfung

Prüfer sehen keinen Korrekturbedarf, bemängeln jedoch Schwächen bei Dokumentation und Organisation im Untersuchungszeitraum
Hauptsitz der Wirecard AG in Aschheim, Bayern | Foto: Wirecard
Hauptsitz der Wirecard AG in Aschheim, Bayern | Foto: Wirecard
DPA, Leonie Weigner

Der Zahlungsdienstleister Wirecard AG sieht sich durch die KPMG-Sonderprüfung wegen Vorwürfen der Bilanzmanipulation weiter entlastet. In den Prüfbereichen hätten sich für die Jahre 2016 bis 2018 nach wie vor keine substanziellen Feststellungen ergeben, die Korrekturen erforderlich gemacht hätten, teilte der Dax-Konzern am Dienstag mit.

Dem Konzern sei der mit Spannung erwartete Bericht der Sonderuntersuchung in den frühen Morgenstunden übergeben worden. Der Bericht ist mittlerweile auf der Website des Unternehmens abrufbar. Die Prüfer von KPMG hätten bei Wirecard jedoch Dokumentations- und Organisationsschwächen im Untersuchungszeitraum festgestellt.
 

Keine belastenden Feststellungen in den vier Prüfbereichen

Diese seien vom Konzern bereits identifiziert worden. Den Schwächen werde durch den Aufbau einer Compliance-Abteilung begegnet, dies werde durch externe Berater unterstützt.

In einer Mitteilung des Unternehmens heißt es, dass keine "Belastende Belege für die öffentlich erhobenen Vorwürfe der Bilanzmanipulation" gefunden wurden. Und weiter: In allen vier Prüfbereichen - den Geschäftsbereichen Dritt-Partnergeschäft (Third Party Aquiring / TPA) und Merchant Cash Advance (MCA) / Digital Lending sowie bei den Geschäftstätigkeiten in Indien und Singapur - haben sich keine substanziellen Feststellungen ergeben, die für die Jahresabschlüsse imUntersuchungszeitraum 2016, 2017 und 2018 zu Korrekturbedarf geführt hätten.

Aktienkurs reagiert mit Abschlägen, bleibt volatil

Am Markt indes blieb der erhoffte Befreiungsschlag durch die Sonderprüfung der Bilanz von Wirecard aus. Es sei sowohl für Optimisten als auch die Skeptiker etwas dabei gewesen, erklärten Börsianer. Entsprechend turbulent ging es für die Aktie des Zahlungsabwicklers zu: Einem leichten vorbörslichen Anstieg auf 135,52 Euro folgte im frühen Xetra-Geschäft der jähe Absturz um bis zu 22,5 Prozent auf 102,50 Euro. Am späten Vormittag notierte der Aktienkurs rund 13 Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs vom Vortag.

Analysten uneins

Analyst Sandeep Deshpande von der Investmentbank JPMorgan befürchtete in einer ersten Reaktion, dass der Bericht die Zweifler nicht zufrieden stellen wird. Er verwies darauf, dass KPMG bemängelt, dass nicht alle angeforderten Daten beschafft werden konnten, und zudem der wirtschaftlich Berechtigte von Zahlungen im Zusammenhang mit einer Übernahme in Indien nicht endgültig verifiziert werden konnte.

Knut Woller, Experte bei der Baader Bank, hält die von KPMG geäußerte Kritik aber im Vergleich zu den vorher im Raum stehenden Vorwürfen für vernachlässigbar.

Pressekonferenz verschoben

Die für diesen Donnerstag (30. April) geplante Bilanzpressekonferenz mit Veröffentlichung des Jahresabschlusses werde verschoben, hieß es weiter. Wirecard-CEO Markus Braun begründete die Verschiebung der Bilanzpressekonferenz um wenige Wochen mit der Corona-Pandemie. Das erste Quartal sei im Rahmen der Erwartungen verlaufen, ergänzte der Vorstandsvorsitzende.

KPMG hatte seit Oktober die Bücher von Wirecard durchleuchtet, nachdem vor allem die britische Wirtschaftszeitung "Financial Times" mit einer kritischen Artikelserie für Unruhe und einen abstürzenden Aktienkurs gesorgt hatte. Regulärer Buchprüfer bei Wirecard ist Ernst & Young. Laut Ernst & Young ergeben sich aus dem Abschlußbericht von KPMG keine Abschlußprobleme, ergänzte der Vorstandsvorsitzende am Dienstag.

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