Baader Bank CEO Nico Baader: "Jetzt ist die Zeit, ‘Out of the Box’ zu denken"

Corona-Krise eröffne einen völlig anderen Blick auf das Thema Daten. Für das Geschäftsjahr 2020 peilt Baader erstmals seit 2015 Dividendenausschüttung an.
Nico Baader, Vorstandsvorsitzender Baader Bank | Foto: Baader Bank
Nico Baader, Vorstandsvorsitzender Baader Bank | Foto: Baader Bank
Marion Brucker

Nico Baader sitzt im Homeoffice am Stadtrand von München und lenkt von dort die Geschäfte der Baader Bank. Vor fünf Jahren hat er die Unternehmensleitung von seinem Vater Uto Baader übernommen, der die Investmentbank 1983 in München gegründet hatte. Der signifikanteste Einschnitt seit er die Bank lenkt, sei die Corona-Krise.

Alle Notfallpläne, die man sich ausgedacht hat, gelten nicht, sagt Baader im Gespräch mit FinanzBusiness Ende März. Man muss „out of the Box denken“, meint der 50-Jährige. 200 der 400 Mitarbeiter arbeiten wie er im Homeoffice , die anderen 200 an diversen Standorten in Einzelbüros oder Großraumbüros zu dritt, in denen die Sicherheitsabstände eingehalten werden können. Eine besondere Herausforderung sei es, die Daten zur Verfügung zu stellen und abzurufen. „Abschotten, abschotten bloß nichts in die Cloud“, so sei das Denkmuster durch die Regulierung bisher gewesen, sagt der Vorstandsvorsitzende. Durch die Corona-Krise bekäme man „einen völlig anderen Blick auf das Thema Daten“. Fragen wie „Können die Banken sie noch zur Verfügung stellen und auf welchem Weg“, stellten sich. Man könne „Notfallrechenzentren haben, so viel man wolle. Für so eine Krise reichen sie nicht aus“, sagt er. Er sei in der Lage, von zuhause aus die Bank für eine gewisse Zeit zu steuern und zu überwachen.

Dienstreisen und Kundenkontakte seien eingestellt. Nur wenn sich eine besondere Stresssituation bei Kunden ergebe, seien sie denkbar. Mit Blick auf seine Mannschaft meint er: „Es tut gut, wie alle zusammenhalten und schauen, was machbar ist“. Bislang verzeichne er unter der Belegschaft noch keine am Virus Erkrankten.

Pandemie verursacht gegenläufige Effekte auf sechs Geschäftsfelder

Auswirkungen habe die Pandemie jedoch auf die sechs Geschäftsfelder der Investmentbank. Positiv entwickelten sich Market Making und Brokerage. Das Handelsvolumen an den Börsen nähme im Moment extrem zu und habe die Aufmerksamkeit der Menschen. Auch das Geschäftsfeld Banking Services wachse: durch steigendes Neukundengeschäft wie Konto- und Depoteröffnungen.

Rückläufig seien derzeit die Erlösstrukturen bei Asset Management Services und bei Capital Markets. Es sei nicht davon auszugehen, dass es im ersten Halbjahr Börsengänge mit der Baader Bank gäbe. Dieses Geschäftsfeld sei bereits vergangenes Jahr sehr wackelig gewesen. Es werde in diesen volatilen Zeiten keiner wagen, sich dem Marktumfeld auszusetzen und gegen die Bewertung der Peergroups laufen. „Vielleicht sehen wir etwas im Oktober oder November“, sagt er. Realistischerweise wohl erst 2021.
 


“Vielleicht sehen wir erste Börsengänge im Oktober oder November. Realistischerweise wohl erst 2021.”


Verhaltener Optimismus

Gleichwohl ist Baader für das laufende Geschäftsjahr verhalten optimistisch. Beim Jahresergebnis für 2020 möchte die Investmentbank einen operativen Gewinn erzielen und erstmals seit 2015 wieder Dividende zahlen. 2019 werde es nach einem operativen Verlust von 8,0 Mio. Euro keine Ausschüttung geben. Dies werde Baader den Aktionären auf der für Ende Juni anberaumten Hauptversammlung vorschlagen. Bislang geht Baader trotz Corona-Krise davon aus, dass sie stattfindet. Am 15. Mai sollen die Einladungen verschickt werden. Da habe man noch ein bisschen Zeit. Eine Online-Hauptversammlung wie sie künftig erlaubt sei, plane die Investmentbank nicht. Für diese Art der Veranstaltung müssten erst Dienstleister zur Verfügung stehen. Notfalls werde die Hauptversammlung verschoben.

Ein Delisting für seine Bank oder gar eine Fusion mit einer anderen sei keine Überlegung. Er wolle selbständig bleiben, sagt Baader. Akquisitionen des einen oder anderen kleineren Wettbewerbers schloss er nicht aus. Und auch eine Frau im Vorstand der Bank sei mittelfristig eine Option. Die Position des Finanzvorstands als Altersnachfolge sei hier denkbar. Dessen Vertrag läuft noch bis 2022.

Keine Fusionswelle unter deutschen Banken

 

Mit Blick auf die Bankenlandschaft in Deutschland nach der Corona-Krise meint Baader: „Wir werden keine Übernahme- oder Fusionswelle sehen, auch nicht grenzüberschreitende“. Durch die Corona-Krise seien alle Regeln außer Kraft gesetzt. Die EZB unternehme gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten der Währungsunion alles, damit Banken gerettet werden.

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