Sparkassen-Chef Schleweis fordert schnelles Nachjustieren der Corona-Hilfsprogramme

Als Präsident des Dachverbands gibt Schleweis in einem Interview einen Überblick über die momentane Situation während der Corona-Krise im Sparkassenverbund
Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands | Foto: DSGV
Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands | Foto: DSGV

Helmut Schleweis, der Präsident des Deutschen Sparkasse- und Giroverband (DSGV) hat sich in einem Interview spektisch darüber gezeigt, ob die bislang von der Politik getroffenen Maßnahmen in der aktuellen Krise ausreichen. In dem Gespräch mit dem Handelsblatt spricht er über die bislang eingegange Anzahl von Anträgen und seiner Meinung nach gefährdeten Branchen.

Das Volumen der nachgefragten Kredite in der Corona-Krise sei immens. Rund 300.000 Anfragen seien bislang in den Sparkassen eingegangen - Schleweis rechnet allerdings noch mit einem exponentiellen Anstieg der Zahlen. Bislang führe nur ein kleiner Teil davon zu einem tatsächlichen Antrag. Aus einem Beispiel aus der Praxis weiß Schleweis zu berichten, dass eine Sparkasse 850 Kredit-Anfragen habe, bislang aber nur zehn tatsächlich gestellt worden seien.

Bislang getroffene Maßnahmen für zahlreiche Branchen nicht ausreichend

Das liegt laut Schleweis daran, dass die Kreditprogramme nicht für jedes Unternehmen attraktiv sind. Denn es könne nur den Unternehmen helfen, die den Kredit innerhalb von fünf Jahren zurück zahlen können. Hier könne auch ein funktionierendes Geschäftsmodell nicht hefen. Branchen wie Gastronomie, Hotels, Eventmanagement, Catering sowie die Sektoren Reise, Verkehr, Logistik, Touristik und Luftfahrt, hätten Probleme, so Schleweis weiter. Denn: "Ein Hotelbett kann man pro Nacht schließlich nur einmal vermieten.“

Die aktuelle Risikoübernahme seitens des Staates von aktuell 80 bis 90 Prozent findet er deshalb nicht ausreichend. Eine 100-prozentige Übernahme könne betroffene Unternehmen retten. Ganz generell sei das Handeln der Politik bislang aber vollkommen richtig gewesen.

Auch die unterstützenden Maßnahmen für Privatpersonen finden bei den Sparkassen Anklang. Bislang hätten 124.000 Menschen eine Tilgung ihrer Privatkredite beantragt, so Schleweis.

Die Situation seiner Kreditinstitute möchte Schleweis zum momentanen Zeitpunkt noch nicht beurteilen. Dass auch rote Zahlen geschrieben werden, sei nicht auszuschließen.Er sehe die Sparkassen jedoch nicht in einer Situation, in der sie auf die Notmaßnahmen der Politik angewiesen sind. Die internen Strukturen werden zum Wohle der aktuellen Situation zurückgestellt.

Schleweis ist Präsident des Dachverbands der insgesamt 378 Sparkassen in Deutschland. Diese sind mit einem Kreditvergabevolumen von 364 Mrd. Euro (Stand Ende 2019) an Privatpersonen, sowie 444 Mrd. Euro (Stand Ende 2019) an Unternehmen, davon die überwiegende Mehrheit kleine und mittelständiche Firmen, Marktführer.

Jetzt teilen

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

Newsletter-Bedingungen

Die jüngsten FinanzBusiness-Artikel

Deutliche Unterschiede sind erkennbar: Rechts die Blüte und links der echte Geldschein. | Photo: picture alliance/dpa | Christian Charisius

Deutlich mehr Falschgeld im Umlauf

Lesen Sie auch