Die Sparkassen im Norden wollen "keinen Überbietungswettbewerb" bei Kunden

Die Ertragslage ist gut, bei den Zinseinnahmen geht es aufwärts und die Abschreibungen auf Eigenanlagen sind offenbar verkraftbar: Die Sparkassen in Schleswig-Holstein zeigen sich solide aufgestellt.
Sparkassen-Verbandschef Oliver Stolz. | Foto: Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein
Sparkassen-Verbandschef Oliver Stolz. | Foto: Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein

Der schleswig-holsteinische Sparkassen-Verbandschef Oliver Stolz bemüht gerne Bilder, wenn er über die Situation der Sparkassen seines Beritts spricht. In dem Falle Automotoren. Wenn Kredite und Einlagen Motoren wären, dann sei festzuhalten: ”Der Kreditmotor schnurrt verlässlich seit vielen Jahren.” Allerdings stotterte der Motor ”Einlagen” ziemlich, weil er kaum Sprit hatte, in dem Fall Zinsen. Doch nun fließt der Treibstoff wieder. 

Das bedeute, Zinsen für Guthaben kehrten zurück, allerdings wollten die Sparkassen nun nicht in einen Überbietungswettbewerb gehen. Zinswende im Sinne der Kunden, ja, aber ”nicht im Hauruckverfahren”, betont Stolz. So hätten die Institute ja auch in der Negativzinsphase besonnen reagiert, recht spät und kaum Verwahrentgelte erhoben. 

Insgesamt stehen die Sparkassen in Schleswig-Holstein solide da. Um in der Autosprache zu bleiben: Vielleicht weniger V-Motor, mehr Vierzylinder. Der Zinsüberschuss kletterte 2022 um rund 80 Mio. Euro, der Provisionsüberschuss ging leicht nach oben. Das Jahresergebnis nach Steuern betrug für die elf Sparkassen des Verbandsgebietes 88,4 Mio Euro, ein sattes Plus von mehr als 60 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor. Positiv sticht die Cost-Income-Ratio hervor, die von 65,1 auf 61,1 Prozent sank, was der Sparkassenverband mit der Zinssituation begründet.

Abschreibungen ”deutlich unter 200 Mio. Euro”

Gleichzeitig mussten auch die Sparkassen in Schleswig-Holstein ordentlich auf Eigenanlagen abschreiben - ein Betrag von deutlich unter 200 Mio. Euro, wie der Verband erst auf mehrfache Nachfrage sagt. Hinsichtlich der Kundenkredite sei die Risikovorsorge nur moderat gewesen. 

Das Volumen der Kundenkredite stieg um zwei Mrd. Euro. Die Immobilienfinanzierung - keine Überraschung - steht laut Verband unter Druck. Im letzten Quartal 2022 sei die Immobilienkreditvergabe eingebrochen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 17,4 Prozent weniger Darlehenszusagen für Immobilienkredite gegeben als im Jahr davor. Gleichzeitig erlebe der Bausparvertrag eine Wiederbelebung - ein Plus bei den vermittelten Verträgen von 38 Prozent gegenüber 2021. Teile der Mittelschicht könnten sich schlicht keine Immobilie mehr leisten, so der Verband. 

LBS-Fusion rückt näher

Apropos Bausparen: Die Fusion der LBS Schleswig-Holstein-Hamburg und der Ostdeutschen LBS rückt näher, wie Stolz berichtet. ”Wir sind auf einem sehr guten Weg und ich bin zuversichtlich, dass wir es Ende August unter Dach und Fach haben.”

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