Niedersachsens Sparkassen-Präsident fordert staatliche Förderung für Finanzierung von Eigenheimen

Die aggregierten Zahlen der 39 Sparkassen in Niedersachsen zeigen ein im Bundesvergleich moderates Ergebnis. Das Betriebsergebnis nach Bewertung zeigt Wertberichtigungen von 370 Mio. Euro gegenüber einer Milliarde Euro vor Bewertung.
Die Cost-Income-Ratio konnte im Vorjahresvergleich um 3,2 Prozentpunkte auf 64,7 Prozent verbessert werden. Thomas Mang, Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen (SVN), appellierte an die Politik, ”wirksame” Förderinstrumente für den privaten Wohnungsbau zu etablieren.
Nicht nur in Niedersachsen habe die Immobilienfinanzierung bis vor kurzem ”an der Abbruchkante” gestanden, sagte Verbandsgeschäftsführer Guido Moennicke während des Jahrespressegesprächs des SVN in Hannover. ”Das Ziel der Bundesregierung, im Laufe dieses Jahres 400.000 neue Wohnungen zu bauen, ist illusorisch geworden.”
Trendumkehr bei Eigenheimfinanzierung
SVN-Präsident Thomas Mang erklärte, dass die Regierung angesichts von Inflation, steigenden Energiekosten, steigenden Kreditzinsen und Unsicherheiten durch den Ukrainekrieg, eine Wohnungsbauförderung auf den Weg bringen sollte, ”wie sie hilfreich und effektiv von den 70er bis zu den 90er Jahren organisiert wurde”. Mit derzeitigen Förderzuschüssen von 140 Euro pro Monat für Ehepaare werde eine Trendumkehr nicht gelingen.
”Eine gezielte staatliche Förderung über fünf bis sieben Jahre, die Bauwilligen substanziell dabei helfen würde, Eigenkapital anzusparen, halten wir für ein effektives Mittel, den politischen Willen zu mehr Immobilienbesitz in Deutschland praktisch zu unterstützen.” Mang verwies darauf, dass beispielsweise in vielen anderen, auch ärmeren Ländern wie Griechenland und Slowenien die Eigentumsquote deutlich höher sei als hierzulande. ”Wenn ein staatliches Förderinstrument geplant wird, sollte auch darauf geachtet werden, dass der bürokratische Aufwand für die Begünstigten überschaubar bleibt”, ergänzte Mang.
Kritik an der Puffer-Regelung
Kritisch äußerte sich Mang zur gesetzgeberischen Vorgabe des antizyklischen Kapitalpuffers. Gedacht sei dieses Instrument, um beim Auftreten einer Immobilienblase mit einer verstärkten Kapitalunterlegung reagieren und standhalten zu können. ”Derzeit halten wir die prozyklische Wirkung aber für falsch, denn im Ergebnis können die Sparkassen weniger Immobilienfinanzierungen ausreichen”, so Mang. Dies sei aber weder im Interesse der Kreditgeber noch der potenziellen Kreditnehmer.
”Wir sehen derzeit aber keine exorbitanten Kreditzunahmen oder Auffälligkeiten in Sachen Insolvenzen. Gleichwohl sind wir gewappnet, falls es dazu kommen sollte”, sagte Mang.
SVN-Geschäftsführer Guido Moennicke ergänzte, dass die Kunden der Sparkassen ebenfalls vorgesorgt hätten: ”Wir beobachten die Risiken auf Kundenseite mit einem filigranen Ratingsystem. Eine der wichtigsten Kennziffern ist dabei die Eigenkapitalquote der Unternehmen. Sie lag noch vor 30 Jahren bei 10 bis 15 Prozent – heute sind es 40 Prozent.”
Deutliche Wohlstandsverluste
Mang erklärte, dass viele Kunden mit Wohlstandsverlusten zu kämpfen hätten. ”Das ergibt sich aus dem Kaufkraftverlust und der Wertentwicklung des Geldes, das sie auf die hohe Kante gelegt haben.” Angesichts des deutlichen Minuszeichens, das sich aus diesen Faktoren ergebe, würden viele Kunden vorsichtig agieren und – sofern möglich - angesichts der Krisenauswirkungen Liquidität zurücklegen.
NordLB nach Aufräumarbeiten intakt
Zur NordLB, an der der SVN beteiligt ist, erklärte Mang, dass die mit 3,5 Mrd. Euro gestützte Landesbank – 80 Prozent davon hätten die alten Träger aufgebracht – ”weitgehend von Risiken freigeräumt” sei. Eine Ausnahme bilde der IT-Bereich, der für eine ”souveräne Steuerung durch das Management” allerdings entscheidend sei.
Hier müsse investiert werden. ”Die NordLB kann sich nun mit aller gebotenen Vorsicht wieder an den Markt wagen. So plant es auch der Vorstand und das findet unsere Zustimmung.” Vermieden werden müsse aber unter allen Umständen, dass die Bank jemals wieder Klumpenrisiken bilde, wie es zu Beginn der 2000er Jahre bei der Schiffsfinanzierung passierte.
Zur Diskussion, ob die Braunschweigische Landessparkasse, die seit Jahrzehnten ein Unternehmen der NordLB ist, herausgelöst werden müsse, erklärte Mang: ”Die Milch aus dem Kaffe zu ziehen, ist nicht einfach.” Die Einbindung der BLSK in die NordLB habe so viele gewachsene Strukturen geschaffen, dass ein Herauslösen nicht unmöglich aber mit Sicherheit kompliziert sei. Mang: ”Trotzdem würden wir uns gegen eine solche Entscheidung nicht sperren, wenn sie denn gefällt werden sollte.”
Zufrieden mit dem Kreditgeschäft
Die Darlehenszusagen an Privatpersonen lagen 2022 mit 7,6 Mrd. Euro rund zehn Prozent unter der Vorjahrsziffer, der Bestand weitete sich um fünf Prozent auf 44 Mrd. Euro aus. Die rückläufige Tendenz sei auf die geschilderten Umstände bei der Immobilienfinanzierung zurückzuführen.
Die Kundeneinlagen erreichten 103,6 Mrd. Euro, ein Plus von 3,3 Prozent. Der Zinsüberschuss stieg von 1,8 Mrd. (2021) auf 2 Mrd. Euro, der Provisionsüberschuss legte von 863 auf 900 Mio. Euro zu.
Die Wertberichtungen auf Anlagen in Wertpapieren (Depot A) weist der SVN mit 370 Mio. Euro aus, was im bundesweiten Vergleich eine noch moderate Ziffer ist. Auf Nachfrage von FinanzBusiness erklärte Mang, dass die Wertberichtigungen auf das Depot A nach Vorschrift erfolgt seien – er sehe hier aber ”keine nennenswerten Bonitätsrisiken”. Wie bei anderen betroffenen Instituten auch gebe es hier aber Kursaufholpotenzial. Mehr Augenmerk verlange ”unser stark ausgeprägtes Kreditportfolio”, in dem die Risiken flexibel gesteuert werden müssten.