Nagel: Auf digitale Bankruns müssen wir internationale Antworten finden

Die Banken in Deutschland stehen mit Blick auf die jüngsten Bilanzzahlen gut da. Dennoch müsse bei Aufsicht und Regulierung nach ”blinden Flecken” geschaut werden, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel im Interview mit der ”FAZ” mit Blick auf das US-Bankenbeben. ”Natürlich prüfen wir, ob es Kanäle gibt, über die das europäische und speziell das deutsche Finanzsystem angesteckt werden können, oder ob es ähnliche Risiken bei unseren Banken gibt.”
Nagel sagte, man müsse als Lehre aus den Ereignissen in den USA und Schweiz noch einmal ”ganz genau hinschauen, ob unser Rahmen für Bankenabwicklungen passt, um mit vergleichbaren Risiken umzugehen”. Das werde jetzt in der EU gemacht.
”Nachjustieren” müsse man womöglich beim Thema Kreditausfallversicherung. Spekulationen mit Credit Default Swaps (CDS) hatten vor einigen Wochen den Kurs der Deutschen Bank ins Rutschen gebracht. Nagel sagte der Zeitung: ”Man sollte sich zum Beispiel die Transparenz des Handels mit Kreditausfallversicherungen noch mal anschauen.”
Auch problematisierte der Bundesbankpräsident digitale Bankruns, wie man es bei der Silicon Valley Bank in Kalifornien gesehen hatte. Digitales Banking und soziale Netzwerke könnten das Tempo für einen Bankrun enorm erhöhen, sagte Nagel. Darauf müssten internationale Antworten gefunden werden, etwa beim G7-Treffen in Japan.
So könnten Banken selbst oder die Aufsicht Falschinformationen im Netz gezielt und schnell richtigstellen. ”Allerdings kann das nur eine erste Abwehrlinie sein.”
Der Kampf gegen die Inflation sei noch nicht gewonnen, sagte Nagel überdies. So sehe man bei der Kerninflationsrate kaum Bewegung. Damit könne man nicht zufrieden sein. Er forderte deshalb weitere Zinserhöhungen. ”Die Zinsen sollten noch weiter steigen”, so Nagel.