Deutsche Bank geht Partnerschaft mit Berliner Start-Up Perseus ein

Perseus aus Berlin hat die Deutsche Bank als Vertriebspartner gewonnen, wie FinanzBusiness exklusiv erfuhr. Richard Renner, CEO von Perseus, sieht vor allem mittelständische Unternehmen verstärkt als Ziele von Cyberangriffen.
Richard Renner, CEO von Perseus | Foto: Perseus
Richard Renner, CEO von Perseus | Foto: Perseus

Die Deutsche Bank kooperiert ab sofort mit dem Anbieter von Cybersicherheitslösungen entlang aller Phasen einer Cyberattacke. In diesen Minuten am Dienstagmorgen sitzen rund 1500 Bankberater in einem Workshop, um alle Details und Fragen zu der Kooperation zu erfahren.

Perseus Technologies GmbH hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Cybersicherheit von Unternehmen zu verbessern. Aktuell werden nach Angaben des Fintechs auf der E-Learning-Plattform 2500 Unternehmen betreut.

Risikofaktor Mensch für Cyberkriminalität sensibilisieren

"Einen Cyberangriff im Darknet in Auftrag zu geben, ist fast so einfach wie eine Flugbuchung", sagt Perseus-CEO Richard Renner im Gespräch mit FinanzBusiness. Das schwächste Glied in der Sicherheitskette sei der Mensch. Dieses Risiko will das Berliner Fintech minimieren.

Das Ganze funktioniert mit monatlichen Abo-Accounts pro Mitarbeiter. Diese erhalten Trainings zum Bewusstsein und Umgang mit Cyberkriminalität und werden beispielsweise mit von Perseus generierten Phishing-Mails getestet. Das Preismodell von Perseus beginnt bei 7,90 Euro pro Angestelltem und Monat.

Kooperation mit Kredithäusern und Versicherungen

Für das Fintech ist die Kooperation ein wichtiger Schritt: Der unbefristete Tippgeber-Vertrag auf Provisionsbasis mit Deutschlands größtem Kreditinstitut bedeutet vor allem enorm viel Reichweite. Renner, der seit November 2018 CEO ist, möchte im Gespräch mit FinanzBusiness keine konkreten Zahlen nennen.

Neben der Deutschen Bank kooperiert Perseus seit Herbst 2019 mit der Stadtsparkasse Düsseldorf und darüber hinaus mit fünf Versicherern, sowie Makler- und Brokertools. Es lägen weitere Anfragen aus der Sparkassen-Gruppe und von Finanzdienstleistern vor, sagt Renner.

Perseus wurde 2017 gegründet. Der Ideengeber war die Hannover Rück SE, auch der Company Builder Finleap war beteiligt. Seit dem 1. Februar 2020 ist Perseus eine 100-prozentige Konzerntochter der HDI. Über den Kaufpreis oder andere Zahlen zur Geschäftsentwicklung gibt Perseus keine Auskunft.

Digitalisierung und Corona befeuern Cyberkriminalität

Die Idee zur Unternehmensgründung ist vor dem Hintergrund des steigenden Bedarfs entstanden. "Mittelständische Unternehmen haben sich zu lange in Sicherheit vor Cyberangriffen gewogen, die nur mit Großkonzernen assoziiert wurden", sagt Renner. Durch die zunehmende Digitalisierung sei der Mittelstand verstärkt Opfer von digitale Attacken geworden.

"Grundsätzlich mangelt es in Deutschland an einer Cyberkultur", sagt Renner. Und weiter: "Im Vergleich zu Israel, USA oder Russland haben wir enormen Nachholbedarf."

In der Corona-Krise ist der Bedarf nochmal besonders deutlich geworden. Laut dem "Modern Bank Heists 2020", den VMware Carbon Black heraus gibt, gab es über 200 Prozent mehr Cyberangriffe auf Banken. Auch Lösegeld-Forderungen haben sich laut dem Report verneunfacht.

Perseus will wachsen

Auch bei Perseus konnte man einen 220-fachen Anstieg von Spam-Emails bei den eigenen Kunden beobachten. Dementsprechend hätten sich auch die Kundenanfragen verdoppelt, insbesondere in Bezug auf IT-Sicherheit im Homeoffice, sagt Renner.

Um dem Bedarf zu begegnen, plant Perseus eine Verdopplung seiner Belegschaft von aktuell 35 Angestellten. Man suche in allen Bereichen, sowohl Produktentwicklung,Tech, Vertrieb und Marketing, sagte der Pressesprecher von Perseus Ibrahim Ghubbar.

Neben Perseus gibt es weitere Fintechs mit ähnlicher Geschäftsidee: Alcide, ReSec, ZecOps, Findings und Security Advisor sind Beispiele dafür.

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