EZB verringert CO2-Fußabdruck ihres Anleihebestands

Think-Tank sieht Potenzial bei der Verbesserung, wenn sich die Notenbank von den 25 klimaschädlichsten Firmen trennen würde.
EZB-Hauptsitz in Frankfurt | Foto: picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt
EZB-Hauptsitz in Frankfurt | Foto: picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt
reuters

Die Europäische Zentralbank (EZB) macht Fortschritte bei der Verringerung des CO2-Fußabdrucks ihres mehr als 300 Mrd. Euro schweren Bestands an Firmenanleihen. In ihrer ersten Offenlegung zu diesem Thema teilte die Notenbank mit, sie habe die Kohlenstoff-Intensität ihrer neuen Firmenanleihenkäufe um deutlich mehr als die Hälfte verringert, seit sie bei solchen Transaktionen auch ”grüne” Kriterien berücksichtigt. 

Die EZB hat sich seit dem Amtsantritt von Zentralbank-Präsidentin Christine Lagarde im November 2019 auf die Fahnen geschrieben, beim Kampf gegen den Klimawandel eine stärkere Rolle zu spielen.

Seit Oktober 2022 Klimaaspekte bei Käufen

Die EZB berücksichtigt seit Oktober 2022 Klimagesichtspunkte bei ihren Firmenanleihekäufen. Der Schritt führte dazu, dass im Zuge ihrer Reinvestitionen bei neuen Firmenbondkäufen die damit verbundene Kohlenstoffintensität - die unter anderem CO2-Emissionen je Millionen Euro an Umsatz der Unternehmen misst - deutlich abnahm. Die Emissionsintensität lag im vierten Quartal 2022 laut EZB im Schnitt bei unter 200 Tonnen CO2-Ausstoß pro Umsatzmillion. 

In den ersten neun Monaten 2022 waren das dagegen noch im Schnitt fast 400 Tonnen gewesen. Allerdings hat die EZB die Käufe zuletzt im Zuge ihres Kampfes gegen die hohe Inflation deutlich verringert. Daher ändern die ”grüner” ausgerichteten Reinvestitionskäufe nur sehr langsam etwas am Klimafußabdruck des massiven Bestands an Unternehmensanleihen. 

Reinvestitionen werden heruntergefahren

Eine stärkere Ausrichtung auf klimafreundlichere Anleihen zu erreichen, erweist sich zunehmend schwieriger. Nicht nur wurden die großen Anleihenkauf-Programme inzwischen alle gestoppt. Auch werden seit diesem Monat die Reinvestitionen allmählich heruntergefahren. Und es ist nicht auszuschließen, dass diese sogar in Zukunft ganz gestoppt werden. 

EZB-Direktorin Isabel Schnabel hatte auf solche Schwierigkeiten im Januar hingewiesen. Sie hatte deshalb größere Anstrengungen und auch mögliche neue Wege zur Dekarbonisierung des Anleihenbestands gefordert. Das war allerdings nicht bei allen Euro-Wächtern auf Gegenliebe gestoßen. 

Potenzial von 87 Prozent weniger CO2-Fußabdruck

Der unabhängige Think-Tank Anthropocene Fixed Income Institute (AFII), der sich für nachhaltige Investments einsetzt, hatte unlängst in einer Analyse berechnet, wie sich der Verkauf von Anleihen klimaschädlicher Unternehmen auf den Klimafußabdruck bei der EZB auswirken würde. Den Analysen zufolge könnte die Euro-Notenbank in ihrem Anleihenbestand den Kohlenstoff-Fußabdruck um 87 Prozent verringern, wenn sie sich von Anleihen der 25 klimaschädlichsten Firmen trennen würde. 



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