Das sagen Finanzexperten zur Credit-Suisse-Übernahme

Die Meinungen der Beobachter, Manager und Interessenvertreter gehen weit auseinander. Teils ist die Rede von einem guten Deal, teils aber auch von einer Finanz-Bananenrepublik. Ein Finanzberater fürchtet eine rechtliche Anfechtung durch die Aktionäre der Credit Suisse.
UBS übernimmt die Credit Suisse. | Foto: picture alliance / NurPhoto | Jonathan Raa
UBS übernimmt die Credit Suisse. | Foto: picture alliance / NurPhoto | Jonathan Raa
reuters, Daniel Rohrig

Finanzmarktbeobachter und Manager haben neben optimistischen Einschätzungen teils heftige Kritik am Beschluss zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS geübt. Teils mischen sich auch Sorgen über die Auswirkungen auf weitere Kreditinstitute darunter. 

Vorsichtig optimistisch äußert sich Brian Jacobsen, Senior Investment-Stratege bei Allspring Global Investments: ”Es scheint eine sehr große und entscheidende Intervention zu sein.” Vorausgesetzt, die Märkte schnüffelten keine anderen anhaltenden Probleme aus, hält er den Deal für positiv. ”Die Regierungen sind bestrebt, den Funken der Ansteckung zu löschen, bevor die Flammen außer Kontrolle geraten.” 

”Der Deal sollte gut genug sein, um die Stimmung zu verbessern, aber es wird immer noch Fragen zu Regionalbanken in den USA geben und ob es versteckte Risiken bei europäischen Banken gibt”, so Jacobsen. Es gebe immer etwas, worüber man sich Sorgen machen müsse

Heftiger fällt indes die Einschätzung von Octavio Marenzi, CEO der Finanzberatung Opimas, aus. ”Das Ansehen der Schweiz als Finanzzentrum ist erschüttert – das Land gilt nun als Finanz-Bananenrepublik.” Der Deal werde zwangsläufig juristischen und politischen Widerstand hervorrufen, befürchtet er. Denn der Bundesrat, also die Regierung, habe von Notstandsbefugnissen Gebrauch gemacht, um die Fusion durchzusetzen. ”Eine rechtliche Anfechtung durch die Aktionäre der Credit Suisse, die ihr Eigentum als widerrechtlich beschlagnahmt sehen, ist garantiert”, befürchtet Marenzi. 

Und: Die UBS-Aktionäre ihrerseits könnten sich gegen diesen Deal auflehnen, weil sie das Risiko sehen, dass sich die Credit Suisse als Mühlstein um den Hals der UBS erweist, der beide Banken in den Abgrund zieht.” 

Positive Worte kommen von Holger Schmieding, seines Zeichens Berenberg-Chefvolkswirt. Die Schweizer Regierung habe das Problem erkannt und kümmere sich darum. ”Das ist ein sehr positives Zeichen für die Märkte.” Das bedeutet nach seinen Worten zwar nicht, dass alles vorbei sei aber es gebe keinen Grund zur Panik. ”Die Erleichterung für die Märkte besteht darin, dass das systemische Risiko eingedämmt ist.” 

Für Stephan Sola, Manager Plutos Schweiz Fonds, ist die Übernahme der CS durch die UBS ”auf den ersten Blick eine gute Lösung”. Der Übernahme-Preis von rund 0,76 Franken je Aktie könne jedoch nur als unverschämt bezeichnet werden. Die UBS nutze die CS-Position radikal aus, findet er.

Die Einzelteile der Credit Suisse - Asset Management, First Boston, Immobilien - sind nach seinen Worten ein Mehrfaches des Angebotspreises wert. ”Die für mich beste Lösung wäre eine Staatsgarantie für eine gewisse Zeit für die CS gewesen”, so Sola. Die UBS werde nicht zögern, die CS-Einzelteile zu versilbern und die Belegschaft im In- und Ausland radikal zu reduzieren. 

”Die Schweizer Regierung und die UBS haben sich mit dieser Übernahme keinen Gefallen gemacht”, sagt der Fondsmanager. Es entstehe eine ”einzige, riesige Schweizer Bank, die mit dieser opportunistischen Discount-Übernahme zwar enorm groß wird, aber nicht an Qualität gewinnt”.

Der Schweizerische Bankpersonalverband SBPV forderte die UBS zur Zurückhaltung beim Personalabbau auf. ”Auch wenn sich die Übernahme der CS als einzige noch mögliche Lösung abzeichnete, ist der Schweizerische Bankpersonalverband SBPV über deren Auswirkungen auf die Mitarbeitenden zutiefst schockiert”, erklärte die Interessenvertretung auf Anfrage. 

Viele Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel

Die Arbeitsplätze von sehr vielen Mitarbeitenden stünden nun auf dem Spiel. ”Die UBS als neue Arbeitgeberin steht in der Pflicht – erst recht, weil sie von staatlichen Sicherheiten profitiert: Sie muss den Job-Abbau auf ein absolutes Minimum begrenzen.”

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