Wertpapier-Abschreibungen drücken 2022 das Ergebnis der bayerischen Genossen

Die Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern haben ihr operatives Ergebnis im Jahr 2022 erneut gesteigert. ”Bei ausgereichten Krediten, Kundeneinlagen und Bilanzsumme konnten die genossenschaftlichen Institute im Freistaat zulegen”, sagte Gregor Scheller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), auf der Jahrespressekonferenz in München.
Lediglich Abschreibungen im Wertpapiergeschäft drücken auf das Ergebnis. Waren es 2021 nur 98 Mio. Euro, schnellte es im vergangenen Jahr auf 1,64 Mrd. Euro nach oben.
Scheller versuchte allerdings, zu beschwichtigen: Da es sich bei einem Großteil der Wertpapiere um Anleihen handele, erhielten die Banken die Anlagesumme bei Fälligkeit zum Nennwert plus vereinbarter Zinszahlung zurück. Ähnlich hatte in der vergangenen Woche auch der Sparkassenverband Bayern reagiert.
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Der Nettoabsatz im Wertpapiergeschäft sei leicht zurückgegangen, habe aber weiter auf einem hohen Niveau gelegen. ”Wertpapiere wie Aktien und Fonds gehören für viele Sparer inzwischen zum normalen Anlageportfolio beim Vermögensaufbau”, hat Scheller festgestellt.
Auch das Depot-Anlagevolumen sinkt
Das gesunkene Anlagevolumen in Depots und auf Investmentkonten der Volks- und Raiffeisenbanken führt Scheller auf den Rückgang der Kurse von Fonds und Aktien im vergangenen Jahr zurück. Es sank um 4,3 Mrd. Euro auf 105,7 Mrd. Euro.
Das operative Ergebnis kletterte von 1,6 auf 1,8 Mrd. Euro - dies entspricht 0,88 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. Zu dem Plus hätten insbesondere der um 9,5 Prozent auf 3,1 Mrd. Euro gestiegene Zinsüberschuss sowie der leicht um 2,1 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro gestiegene Provisionsüberschuss beigetragen, wie der Verband mitteilte. Der Jahresüberschuss sinkt indes leicht von 410 Mio. auf 391 Mio. Euro im Jahr 2022.
Kreditvergabe legt um 7,8 Prozent zu
Bei der Kreditvergabe legten die Volks- und Raiffeisenbanken um 7,8 Prozent, beziehungsweise knapp zehn Milliarden Euro auf einen Bestand von nun 136,8 Mrd. Euro zu. Kredite an Firmenkunden stiegen um 5,5 Mrd. Euro - plus 8,2 Prozent - auf 72,8 Mrd. Euro.
Zudem diversifizieren die Banken ihr Kreditportfolio. Schon heute macht der Bereich IT und Datenverarbeitung die zweitstärkste Gruppe bei der Darlehensvergabe aus, mit einem Kreditbestand in Höhe von 7,6 Mrd. Euro - eine Steigerung um fast zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Wohnbaukreditgeschäft 2022 noch im Plus
Die Bilanzsumme der Institute stieg um 3,9 Prozent auf jetzt 208,9 Mrd. Euro - das ist eine Zunahme von 7,9 Mrd. Euro. Auf das ganze Jahr gerechnet entwickelte sich das private Wohnbaukreditgeschäft mit einem Plus von 8,3 Prozent auf 55 Mrd. Euro gut. Viele Institute hatten allerdings vor allem im vierten Quartal mit deutlichen Rückgängen gerechnet.
Auch für das laufende Jahr rechnen die bayerischen Genossen mit einem deutlichen Rückgang. Viele Häuslebauer hätten ihr Vorhaben verschoben oder abgesagt, weil sich durch den Gleichlauf hoher Zinsen und hoher Baupreise verbunden mit gestiegenen Energiekosten und weiteren Unsicherheiten die Finanzierungsvoraussetzungen geändert hätten.
”Der Markt muss sich nun wieder einpendeln”, sagte Scheller. Er fügt optimistisch hinzu: Die sich abzeichnende allgemeine konjunkturelle Aufhellung und das Ausbleiben einer befürchteten Rezession könnten dazu einen wichtigen Beitrag leisten.
Forderung nach steuerlichen Erleichterungen
Und er bringt auch eine Forderung mit: ”Steuerliche Erleichterungen wären ein hilfreiches Instrument”, mahnte Scheller. So ließe sich die Grunderwerbsteuer beim Kauf einer Immobilie senken. Auch Abschreibungen, wie es sie früher bereits gegeben hatte, könnten einen Beitrag leisten.