Frauenanteil in Banken-Führungsetagen wächst der EBA zu langsam

Die EU-Bankenaufsicht kritisiert, dass immer noch mehr als ein Viertel aller Banken in Europa keine Strategien umsetzen, die zu mehr Gleichstellung führen - obwohl sie dazu eigentlich seit dem Jahr 2014 verpflichtet sind. Die EBA will deshalb die nationalen Aufsichtsbehörden in die Pflicht nehmen.
Frauen im Top-Management von Banken sind einer EBA-Studie zufolge immer noch die große Ausnahme. | Foto: Pressmaster Colourbox
Frauen im Top-Management von Banken sind einer EBA-Studie zufolge immer noch die große Ausnahme. | Foto: Pressmaster Colourbox
Reuters

In den Führungsetagen europäischer Banken sind Frauen einer Untersuchung der EU-Bankenbehörde EBA zufolge noch immer stark unterrepräsentiert. Der Frauenanteil in den obersten Managementebenen der europäischen Institute nehme zwar zu, aber zu langsam, kritisierte die EBA in einer Studie zur Diversitätspolitik und zum Geschlechter-Lohngefälle bei europäischen Geldhäusern. Obwohl alle Institute inzwischen verpflichtet sind, Diversitätsstrategien umzusetzen, besitzen laut EBA immer noch 27,05 Prozent der untersuchten Banken keine derartigen Regelungen.

Europaweit gibt es nur 78 Banken-Chefinnen

Für ihre Studie griff die EBA auf Daten von rund 800 Banken und Investmentfirmen bis Ende 2021 zurück. Die Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache: Von 689 Banken-CEOs sind lediglich 78 Frauen - das sind 11,32 Prozent. 2018 waren es nur 8,53 Prozent gewesen. Insgesamt liege der Frauenanteil bei den Top-Managementpositionen einschließlich der Vorstandschefs lediglich bei 18,05 (2018: 15,13) Prozent. 

Gender Pay Gap im Top-Management liegt bei fast zehn Prozent

Der Untersuchung zufolge verdienen Frauen im Top-Management der Banken zudem im Median 9,43 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Bei den nicht-geschäftsführenden Direktorenposten liege das geschlechtsspezifische Lohnminus im Median bei 5,90 Prozent. Die nationalen Aufsichtsbehörden sollten daher prüfen, ob die Vergütungspolitik der Institute wie vorgeschrieben geschlechtsneutral sei, heißt es in der EBA-Studie.

EBA fordert Umsetzung der Diversity-Strategien

Geldhäuser sind seit 2014 verpflichtet, Diversitätsstrategien einzuführen. Viele Banken haben sich eigene Ziele gesetzt, um beispielsweise den Frauenanteil im Management zu erhöhen. Einige EU-Länder haben dazu konkrete Gesetze mit klaren Messlatten verabschiedet. ”Wir werden hier handeln und uns anschauen, was die nationalen Aufsichtsbehörden machen”, kündigte EBA-Regulierungsexperte Bernd Rummel an. Es sei wichtig, dass alle Banken Diversitätsstrategien umsetzten und dazu Zielvorgaben erstellten. Das müssten 100 Prozent der Geldhäuser sein. 

EBA: Profitabilität steigt mit mehr Vielfalt

Der Studie zufolge sind Banken, die im Management ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis aufweisen, im Schnitt deutlich profitabler. Ihre Eigenkapitalrendite (ROE) liegt laut EBA im Durchschnitt bei 7,88 Prozent, verglichen mit 5,27 Prozent bei Instituten mit einem ausschließlich männlichen Management.

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen Ihrer Branche.

!
Newsletter-Bedingungen

Die jüngsten FinanzBusiness-Artikel

Lesen Sie auch