
Der Krieg in der Ukraine, die Sanktionen der EU gegen Russland: Deutsche Banken trifft beides unmittelbar, und das nicht nur im Kreditgeschäft. Jedes Institut, das russische Kunden hat, ist nun dazu verpflichtet, deren Status neu abzufragen - und im Fall der Fälle das Vermögen auf den Konten einzufrieren.
Aufenthaltserlaubnis neu prüfen
Die Deutsche Bank und ihre Tochter Postbank haben dazu bereits in der vergangenen Woche alle ihre Kunden informiert, für die die neuen Regeln potenziell gelten, ”um etwaige Maßnahmen wieder aufzuheben, bspw. nach erforderlicher Übersendung von Aufenthaltserlaubnissen”, wie ein Sprecher des Instituts auf Nachfrage von FinanzBusiness sagt.
Sofern Kund*innen unter die Sanktionsbedingungen der EU und Bundesrepublik Deutschland fallen, wird eine durch die EU-Sanktionen vorgeschriebene Guthabengrenze angewendet.
”Sofern Kund*innen unter die Sanktionsbedingungen der EU und Bundesrepublik Deutschland fallen, wird eine durch die EU-Sanktionen vorgeschriebene Guthabengrenze angewendet”, erklärt er und betont noch: ”Wir setzen die verhängten Sanktionen und sonstigen Maßnahmen unverzüglich und vollständig um.”
Guthabengrenze liegt bei 100.000 Euro
Wie viele Kunden jetzt ihre Papiere vorzeigen müssen, damit sie weiterhin auf ihr Konto zugreifen können, lässt die Deutsche Bank offen. Auch die Commerzbank nennt dazu keine Zahlen.
Dass das Thema einigen Mehraufwand bedeutet, wird aber auch so klar. Die Summe aller Habensalden auf Geldkonten dürften infolge der Sanktionen derzeit den Gesamtwert von 100.000 Euro nicht übersteigen, beschreibt Sprecherin Ines Henning die Lage. Für die Commerzbank heiße das, dass ”die entsprechenden Kunden bezüglich ihrer Haben-Transaktionen gegebenenfalls aktuell auf ihren Berater zugehen müssen”, sagt sie. ”Die Commerzbank hat diese Regelung so umgesetzt, das das Abheben von Geld am Geldautomaten für die betroffenen Kunden weiterhin möglich ist.” Alle seien dazu mittlerweile angeschrieben worden.
Beschwerden von Kunden
Ausgenommen von dieser Regel sind lediglich jene Kontoinhaber, die über eine Staatsangehörigkeit oder einen gültigen Aufenthaltstitel eines Mitgliedstaates der EU verfügen. Doch das müssen viele jetzt neu nachweisen - was umgekehrt für die Banken immer Mehraufwand bedeutet und manchmal auch Ärger - über entsprechende Beschwerden von Kunden hat unter anderem der ”Spiegel” schon berichtet.
Die Frankfurter Sparkasse erlebt ebenfalls Kritik von Kundenseite , wenn auch nicht oft: ”Natürlich ist nicht jeder vom bürokratischen Aufwand angetan”, erklärt Julia Droege-Kaup, Sprecherin des Instituts. ”Es reicht aber aus, wenn unsere Kunden uns den Aufenthaltstitel formlos, zum Beispiel per Smartphone-Foto und E-Mail, senden. Der überwiegende Teil der Kundschaft reagiert aber verständnisvoll.”
900 Fälle im Münchner Umland
Kunden der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg, die sich neu ausweisen müssen, können ihre Statusmeldungen ebenfalls schriftlich erledigen. Insgesamt gehe es um rund 900 von ihnen, so Sprecherin Kerstin Brehm.
Kunden mit russischer Nationalität und deutscher oder einer sonstigen Wohnanschrift außerhalb Russlands werden”per Brief aufgefordert, ihren Aufenthaltstitel sowie den gültigen Reisepass in einer Filiale/Geschäftsstelle der KSK vorzulegen bzw. zuzusenden.”
Die Volksbank Karlsruhe Baden-Baden hat ihre russischen Kunden ebenfalls diese Woche kontaktiert, laut Sprecher Thomas Nusche eine sehr kleine Gruppe - verglichen mit der Gesamtzahl der Kunden (rund 200.000). Die allermeisten würden mit ihrem Vermögen unterhalb der Grenze von 100.000 Euro liegen. Dennoch, und obwohl die DZ Bank als Zentralinstitut mithilft, sagt er: ”Uns hält das Thema auf Trab.”
Über die DZ Bank lässt die Volksbank Karlsruhe Baden-Baden auch täglich aktuell prüfen, ob eventuell einer ihrer Kunden auf den Sanktionslisten der EU steht. ”Bisher gab es keinen Treffer, da sind wir froh drum.”
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Während Dortmunder Volksbank und Stadtsparkasse München sich gut vorbereitet wähnen, ist man bei der Hamburger Sparkasse und der Nassauischen Sparkasse gar nicht vom Warnstreik betroffen. Größere Institute wie Commerzbank und ING empfehlen Kunden im Vorfeld bereits den Umstieg auf andere Zahlweisen.