Großbanken im Euro-Raum rechnen sich Bilanzrisiken schön

Großbanken im Euro-Raum haben in den vergangenen Jahren riskante Vermögensverwerte im Volumen von insgesamt 275 Mrd. Euro nicht angemessen ausgewiesen. Das befand eine Untersuchung der EZB-Bankenaufsicht, die 65 Institute unter die Lupe nahm - und dabei über 5.000 Mängel feststellte, wie aus einer Mitteilung der Bundesbank hervorgeht.
Großbanken berechnen Bilanzrisiken mithilfe interner Modelle. Mit der Überprüfung, die unter dem Titel Targeted Review of Internal Models (TRIM), läuft, möchte die EZB sicherstellen, dass diese internen Modelle regelkonform sind und einheitlich angewendet werden. Auf Grundlage der risikogewichteten Aktiva ermitteln Banken ihren Eigenkapitalbedarf: je höher das Risiko, desto mehr Eigenkapital ist nötig.
"Diese weitreichende Prüfung ist das bis dato größte Projekt der EZB. Sie stellt sicher, dass die internen Modelle der Banken verlässlich und die Modellergebnisse vergleichbar sind", wird Andrea Enria, Vorsitzender des EZB-Aufsichtsgremiums, in der Mitteilung zitiert.
"TRIM zeigt, dass es möglich ist, interne Modelle einheitlich anzuwenden, selbst in einem so weitläufigen Aufsichtsbereich wie der Bankenunion", führt Enria in der Mitteilung aus.
CET-1 Quote sinkt nach Berechnungen
Den Großbanken wurden nun vonseiten der Aufseher Vorgaben gemacht, die insgesamt 5.000 festgestellten Mängel innerhalb bestimmter Fristen zu korrigieren. Durch diese Maßnahmen erhöhten sich die risikogewichteten Aktiva, die mit den geprüften Modellen errechnet wurden, um rund 275 Mrd. Euro - das sind zwölf Prozent. Werden die Ergebnisse der TRIM-Überprüfung berücksichtigt, ging die harte Kernkapitalquote (CET1) der betreffenden Banken im Zeitraum 2018 bis 2021 im Schnitt um etwa 70 Basispunkte zurück.