Bei Negativzinsen geht es mit den gewährten Freibeträgen stetig abwärts

Nicht nur, dass immer mehr Banken und Sparkassen ihren Kunden Negativzinsen berechnen, auch die gewährten Freibeträge schmelzen ab. Dies beobachtet Vergleichsportal Verivox aus Heidelberg.
"Lange Zeit wurden vor allem sehr hohe Guthaben von 100.000 Euro und mehr mit Negativzinsen belastet. Inzwischen sind aber auch deutlich niedrigere Freibeträge keine Seltenheit mehr", sagte Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich, FinanzBusiness.
95 Institute mit 50.000 Euro maximalem Freibetrag
Der Auswertung des Vergleichsportals mit Stichtag 9. April zufolge berechnen mindestens 95 Institute Kunden mit einem Guthaben von 50.000 Euro oder weniger Negativzinsen.
Dabei könnte die Dunkelziffer noch höher liegen. Denn nicht alle Banken wiesen eindeutig aus, wie hoch die Gesamt-Freibeträge sind und wie sie auf unterschiedliche Konten verteilt werden können. Tatsächlich dürfte es also sogar noch mehr Banken geben, die schon ab 50.000 Euro oder weniger Negativzinsen berechnen, so Verivox. Bei 95 Instituten ist sich das Vergleichsportal sicher.
"Bei einigen Instituten zahlen Bankkunden auch schon ab 5000 oder 10.000 Euro Guthaben Negativzinsen. Auf dem Tagesgeldkonto berechnen 19 Banken bereits ab dem ersten Euro Minuszinsen", so Maier zu FinanzBusiness.
Keine Trendwende in Sicht
Eine "Trendwende" sieht Maier nicht - im Gegenteil: "In der Pandemie legen viele Verbraucher ihr Geld lieber aufs Konto, statt es auszugeben. Für Banken ist das ein Problem, denn sie zahlen selbst Strafzinsen auf überschüssige Einlagen. Je mehr Spargelder sie annehmen müssen, desto größer wird der Druck auf die Kreditinstitute, diese Kosten an ihre Kunden weiterzugeben", so der Geschäftsführer von Verivox.
"Wir wollen keine Einlagen-Parkgarage sein", sagt Sabine Schmittroth
Weil das Thema Verwahrentgelte auch emotional behaftet ist, geben sich einige Institute erfinderisch. So berechneten laut der Erhebung von Verivox seit Jahresbeginn 18 Häuser Gebühren für das Tagesgeldkonto, das bei der überwiegenden Anzahl der 1300 vom Vergleichsportal beobachteten Banken und Sparkassen kostenlos ist.
18 Banken kassieren bei Tagesgeld gleich doppelt
Vier dieser 18 Institute gehen sogar noch einen Schritt weiter. Sie berechnen sowohl Gebühren für das Führen eines Tagesgeldkontos als auch Negativzinsen für das den Freibetrag übersteigende Guthaben, so Verivox.
Auch steigt die Zahl der Banken und Sparkassen, die Negativzinsen an ihre Kunden weitergeben, stetig. Waren es Ende 2020 noch 178 Institute, so sind es jetzt schon 300. Verivox hat eine aktuelle Liste der Banken mit Negativzinsen samt der gewährten Freibeträge auf seiner Webseite veröffentlicht.