"Ihr fahrt kein leichtes & flinkes BMX mehr", schreibt Stefan Hoops

Der Beitrag ist provokativ - und hat sein Ziel nicht verfehlt. Am Ostersonntag schreibt Stefan Hoops, Leiter der Unternehmensbank der Deutschen Bank und Mitglied des Group Management Committee, einen offenen Brief auf dem Karriereportal Linkedin.
”Liebe Fintechs”, heißt es in dem auf englisch formulierten Beitrag, ”ihr fahrt kein leichtes & flinkes BMX mehr. Ihr fahrt einen leistungsstarken Sportwagen - und müsst Verantwortung für die Auswirkungen auf andere Verkehrsteilnehmer (auch bekannt als Finanzsystem) übernehmen.”
Als Konkurrent sei er zwar beeindruckt von deren ”Kreativität, den Produkten & Menschen”, so Hoops. ”Allerdings seid ihr vom Teenager-Rebellen zu einem autofahrenden Erwachsenen gereift... und müsst verantwortungsvoll fahren!”, mahnt der Deutsche-Bank-Manager.
Undurchsichtige Ökosysteme
Aufgestoßen sind ihm drei aktuelle Beispiele, die den Finanzmarkt zuletzt aufhorchen ließen - und aus seiner Sicht die ”Schwächen” mancher Fintechs offenbaren.
So nennt er den Fall Greensill, ein ”#Fintech, das eine Bank besaß”. Zudem seien die Einlagen über Plattformen gelaufen, auf die Neobanken verwiesen - und an andere Fintechs verliehen worden, die wiederum Kredite an echte Unternehmen vergaben. ”Anstelle einer Bank, die Einlagen entgegennimmt und Kredite vergibt”, so Hoops.
Zinsplattformen zeigen im Fall Greensill mit dem Finger auf Bankenaufsicht und Einlagensicherung
Die Verührungskunst der Gamification
Aber auch das Verhalten der US-Neobrokers Robinhood, der zuletzt während der Gamestop-Börsenrally unter Druck geraten war, erzeugt bei dem Deutsche-Bank-Manager Unmut.
”Der Verkauf von Aktienoptionen auf Robinhood fühlt sich an, als würde man #PlayStation5 spielen. Wird irgendwer überrascht sein, wenn die Gamification des Investierens von Erspartem (!!) in Tränen endet?”, schreibt Hoops.
Der Gamestop-Effekt wird für Robinhood zur Herausforderung
Kritik an der deutschen Vorzeige-Neobank
Ähnlich kritisch sieht er das Geschäftsmodell der deutschen Neobank N26, die erst kürzlich bekannt gab, eine BaFin-Lizenz als Finanzholding beantragt zu haben.
N26 Bank baut Geschäftsführung um
Dort gingen Einlagen über Einlagenplattformen an kleine ausländische Banken, Kredite kämen über andere Fintechs herein, ”die Lizenzen von winzigen Banken mieten”, kritisiert der Deutsche Bank-Manager und fragt: ”Ist der Eigentümer eines Einkaufszentrums (letztlich) für die einzelnen Geschäfte verantwortlich?”
Ruf nach mehr Regeln?
Der Beitrag hat bereits zahlreiche Reaktionen ausgelöst. Über 700 Mal erntete Hoops bis Dienstagabend Zustimmung in Form eines ”Daumen hoch”. In den knapp hundert Kommentaren wurde ein Diskussion losgetreten.
Einige meinen, die Aufgabe von Fintechs im Finanzsystem bestehe nunmal darin besteht, innovativ zu sein, nicht erwachsen. Andere sehen die Verantwortung eher bei Aufsicht und Staat: Dort müsse ein ”(wasserdichter) Rechtsrahmen” geschaffen werden.
”Wenn BaFin und Co. etwa das Deposit Channeling zulassen, warum sollten Fintechs dann strengere, selbst auferlegte Regeln befolgen, die ihnen am Ende einen Wettbewerbsnachteil bringen könnten?”, fragt ein Nutzer.
Auf jeden Fall hat Hoops wohl einen Nerv getroffen. Auch wenn sein Beitrag versöhnlich endet. Schließlich gebe es auch viele positive Beispiele, die ”edgy” begonnen haben und später ”reif wurden (PayPal) oder einen ganzen Markt mit voller Transparenz und nachhaltigem Kundennutzen disruptierten (360T)”, wie Hoops abschließend formuliert.