BaFin übernimmt den zertifizierten Vergleich von Check24

Das Bundesfinanzministerium hat "alles Notwendige angestoßen", um eine staatliche Vergleichswebseite für Bankkonten durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) einzurichten. Das teilte eine Sprecherin des Ministeriums FinanzBusiness auf Anfrage mit.
Die Vergleichswebseite der BaFin soll im zweiten Quartal 2022 an den Start gehen. Als Übergangslösung hat sich die Stiftung Warentest bereit erklärt, ihren bereits vorhandenen Girokontenvergleich ab dem 8. April für Verbraucher kostenlos anzubieten.
In Berlin tüftelte man in den vergangenen Wochen "mit Hochdruck", wie es in einer älteren Mitteilung heißt, an einer Lösung, nachdem die erste Vergleichswebseite nach einem Streit zwischen Verbraucherschützern und Anbieter abgeschaltet wurde. Der Vergleich ist notwendig, um europarechtlichen Anforderungen zu erfüllen.
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Streit zwischen Check24 und Verbraucherschützern eskalierte
Nun stehe mit der Übergangslösung durch Stiftung Warentest ein "differenziertes und bewährtes Angebot" kostenlos zur Verfügung, dass "nicht provisionsfinanziert ist", heißt es aus dem Bundesfinanzministerium.
Die Frage der Unabhängigkeit war ein wesentlicher Punkt im Streit zwischen Verbaucherschützern und dem ersten Anbieter der zertifizierten Vergleichsportals, Check24. Der nahm das Angebot Mitte Januar abrupt vom Netz, nachdem die Verbraucherzentralen gegen den Vergleich geklagt hatten. Sie kritisierten, dass das vom Tüv Saarland geprüfte Angebot zu wenig Banken und zu wenig Kontomodelle abdeckte.
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"Nachdem Check24 sich mit seinem zertifizierten Vergleich Anfang des Jahres zurückgezogen hatte, ist nun eine schnelle Lösung gefunden, die zugleich sicherstellt, dass die Verbraucher durchgehend Zugang zu einem kostenlosen und objektiven Vergleichsangebot für Girokonten behalten", so die Sprecherin des Bundesfinanzministeriums auf die Nachfrage von FinanzBusiness.
Jetzt kommt das öffentliche-rechtliche Modell
Die Verbraucherzentralen hatten bereits frühzeitig die Stiftung Warentest oder die BaFin als Alternativen zu Check24 ins Spiel gebracht. Für den Neustart durch die Finanzaufsicht sind nun bereits die erforderlichen Änderungen am Zahlungskontengesetz auf den Weg gebracht worden. Daneben soll die Möglichkeit der Zertifizierung von Vergleichsangeboten privater Anbieter weiterhin gesetzlich erhalten bleiben.
"Um zu gewährleisten, dass sowohl die staatliche Vergleichswebsite als auch zertifizierte private Angebote einen wesentlichen Teil des Marktes mit ihrem Vergleich effizienter abdecken können, wird bei der BaFin eine Datensammelstelle eingerichtet", erklärt die Sprecherin der Bundesfinanzministeriums. "Zahlungsdienstleister werden verpflichtet die jeweils gültigen Entgeltinformationen für die von Ihnen angebotenen Zahlungskonten an die BaFin zu melden."
Abschreckende Kosten
Zwar hatte der Tüv Saarland der Bundesregierung mitgeteilt, dass einige Anbieter grundsätzliches Interesse an der Zertifizierung zeigten - den formalen Zertifizierungsprozess hatte aber keiner angestossen. Dabei spielen wohl auch mögliche Kosten für die Anbieter eine Rolle.
"Die Bundesregierung prüft deswegen auch, ob – soweit an der Zertifizierung festgehalten wird – Maßnahmen ergriffen werden sollten, die die (finanzielle) Attraktivität der Zertifizierung erhöhen", hieß es daher zuletzt aus dem Bundesfinanzminsterium als Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag.
Check24 hatte nach eigenen Angaben einen sechsstelligen Betrag in den Aufbau des Portals investiert, beim Bund sind bislang nach Recherchen von FinanzBusiness lediglich die Kosten für die Erstellung des Zertifizierungslogos in Höhe von 10.000 Euro angefallen.
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Die Zeche zahlen die Banken
Da nun die BaFin das neue Vergleichsportal betreiben wird, ist aber auch die Kostenfrage verlagert worden. "Der Betrieb der staatlichen Vergleichswebsite inklusive der Datensammelstelle wird im Rahmen der Umlagefinanzierung der BaFin finanziert, womit die Banken selbst die Kosten tragen", erklärt die Sprecherin auf Nachfrage von FinanzBusiness.
"Ein wesentlicher Teil der zusätzlichen laufenden Kosten von ungefähr 1,5 Mio. Euro pro Jahr entfällt dabei auf das Zusammenstellen und Aufbereiten der Daten sowie die Aufsichtstätigkeit in diesem Zusammenhang."