Die 'Top-Down'-Methode ist nicht mehr zeitgemäß, sagt Natalija Korbmacher

Seit heute ist Natalija Korbmacher Generalbevollmächtigte der Volksbank Mittelhessen.
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Im FinanzBusiness-Interview spricht Korbmacher über Leuchtturm-Momente ihrer bisherigen Karriere, ihr Verständnis von guter Führung und was digitale Transformation bei der Volksbank Mittelhessen bedeutet.
"Ich freue mich, wenn ich Verantwortung übernehmen und gestalten kann. Für mich zeugt das von großer Wertschätzung meiner Person, dass ich die Generalvollmacht ausüben kann", kommentiert die 35-Jährige ihre neue Aufgabe. Ihrer bisherigen Tätigkeit als Bereichsleiterin im Vertriebs- und Produktmanagement werde sie weiterhin nachgehen.
"Das freut mich auch, weil ich hier ganz viel Potenzial und Chancen zur Weiterentwicklung sehe." In der Rolle der Generalbevollmächtigten werde sie zusätzlich in Vertretung des Vorstands repräsentative Aufgaben übernehmen - dadurch hofft sie, ihr Netzwerk noch deutlich erweitern zu können, erzählt Korbmacher.
Als Bereichsleiterin stehe sie täglich in enger Zusammenarbeit mit dem Privatkundengeschäft, Filialgeschäft und Firmenkunden, um sich auszutauschen, um Kundenerwartungen zu eruieren. Für sie sei eine zentrale Frage: "Sind wir mit unseren Produkten am Zahn der Zeit? Für mich persönlich ist es wichtig, den Blick von links nach rechts zu wagen, also zu beobachten, was im Bankengeschäft passiert. Ich schaue auf Trends im Vertrieb und Banking, um dann tätig zu werden", beschreibt Korbmacher ihren Arbeitsalltag.
Mit 32 Jahren erste Führungserfahrung
Die gelernte Bankkauffrau ist seit 15 Jahren bei der Volksbank Mittelhessen, absolvierte dort ihre Ausbildung und durchlief verschiedene Bereiche. "Ich habe mit der Führung von kleineren Teams begonnen und durfte mich im Alter von 32 Jahren meiner herausforderndsten Führungsaufgabe stellen, in dem ich die Verantwortung für 100 Mitarbeiter erhalten habe", berichtet Korbmacher stolz.
Gemeinsam mit ihrem Team habe sie damals vor der Aufgabe gestanden, den Bereich zu transformieren. "Wir haben den Service per Telefon oder Video entwickelt; ein Team von 100 Mitarbeitern ist mittlerweile dafür verantwortlich, diese Kanäle zu bedienen. Mit steigender Nutzung ging es darum, gemeinsam eine Strategie auszuarbeiten und die Leistungsfähigkeit zu verbessern", erläutert sie.
Nähe zum Kunden und Schnelligkeit als Erfolgsfaktoren
"Transformation bedeutet Anpassung an neue Gegebenheiten, sowohl technisch als auch kulturell. In meinem aktuellen Bereich Vertriebs- und Produktmanagement bedeutet dies konkret den Aufbau neuer digitaler Kanäle, Service und Vertrieb. Ich glaube allerdings nicht, dass Kunden nur den digitalen Weg präferieren. Für uns heißt Transformation im Vertrieb aktuell, die Nähe zum Kunden neu zu erfinden und schnellere Produkte anzubieten", sagt sie.
Schnelligkeit, Kompetenz, und sofortige Lösungen würden vom Kunden erwartet. "Ich habe ausgearbeitet, wie wir den Bereich darauf ausrichten können. Ich konnte Kundenorientierung reinbringen, die Transformation mitgestalten und miterleben", so Korbmacher.
Dabei spielte ihre bisherige Berufserfahrung eine entscheidende Rolle: "Ich war selbst lange im Vertrieb tätig, saß als Beraterin mit den Kunden am Tisch. Das motiviert mich und war ein großer Einflussfaktor, der mich stark geprägt hat", sagt die 35-Jährige.
Die bekennende Optimistin motiviert vor allem eines: Die Neugierde an Menschen sowie daran, welchen Mehrwert die Bank bei den Kunden stiften könne. "Banking macht besonders Spaß, seitdem es die Digitalisierung gibt. Unter anderem auch, weil es viele Facetten gibt, um Kunden anzutreffen; ob per App, online oder über das Telefon. Wir haben die Möglichkeit, uns grenzenlos am Kunden auszurichten", erzählt sie begeistert.
Im Laufe des Gesprächs wird deutlich: Die 35-Jährige hat sich über guten Führungsstil schon des Öfteren Gedanken gemacht. "Die beste Strategie bringt uns nicht weiter, wenn die Mitarbeiter das 'Warum' nicht verstehen, also den Sinn und das Ziel dahinter. Mich hat dabei fasziniert, welche Energie entsteht, wenn sich ein Team hinter einer großen Idee versammelt." Nur das führe zum Erfolg, betont Korbmacher.
Die "Top-Down"-Methode hat ausgedient
Für ihre Kollegen im Vorstand der Volksbank hat sie ebenfalls eine Botschaft: "Es ist ganz wichtig, dass das Management versteht, welche Kompetenzen und welches Mindset es für die Zukunft braucht. Dann ist das auch nachhaltig und man spürt es in jeder Faser des Unternehmens", ist sie überzeugt.
Dazu gehöre, auch jungen Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, sich einzubringen. "Ich bin kein Fan davon, die Top-Down-Methode zu leben, das entspricht auch nicht meiner Generation. Es geht auch immer ums Team und nicht mich als einzelne Person. Es freut mich, dass es gewollt ist und auch hier im Haus Anklang findet. Ich glaube, das ist die Zukunft", sagt Korbmacher.
Bei der Volksbank Mittelhessen arbeiten viele junge Mitarbeiter, berichtet sie. "Meine Aufgabe als Führung sehe ich darin, zu fördern, als Coach zu agieren, und dafür zu sorgen, dass wir jeden einzelnen Mitarbeiter mitnehmen können."
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